30. Dezember 2018

 

Nervige Böllerei

 

 

Wie nervig sind diese Bengalos, die im Nu ganze Fußballstadien vernebeln. Und trotzdem scheinen sie eine Faszination auszuüben. Zündeln macht Menschen offenbar Spaß. Das ist mit Böllern und Raketen an Silvester ähnlich. Es macht allerdings überhaupt keinen Sinn, nach Mitternacht mit kleinen Sprengsätzen ohrenbetäubenden Lärm zu erzeugen. Das kostet nicht nur Geld,  ist gefährlich,  macht auch noch Dreck. Und Feinstaub obendrein. Wenn ich bedenke, wie sich die Menschheit über Luftverschmutzung aufregen kann und über gefährliche Stickoxide, kann ich mich nur wundern, mit welcher Ignoranz, Feuerwerkskörper gezündet werden. Nicht zu vergessen: Warum müssen Tiere darunter leiden, dass wir sie an Silvester mit diesem aberwitzigen Terror überziehen? Sie können ja nicht wissen, dass mit nervigem Böllern böse Geister vertrieben werden sollen. Die es nicht gibt. Dieser Unsinn sollte einfach verboten werden.

von Reiner Trabold

 

 

 

 

16. Dezember 2018

 

Untergangsstimmung

 

Müsste uns nicht angst und bange werden angesichts der Tatsache, dass die Menschheit ihren Planeten in die Klimakatastrophe treiben lässt? Kattowitz, die Wortendung dieses Städtenamens passt zu dem, was die einwöchige Konferenz gebracht hat. Nun gut, ein Papier, eine Vereinbarung, aber ohne Verbindlichkeit, hat sie sich abgerungen. Es ist ja wie beim Migrationspakt der kleinste gemeinsame Nenner, der schon als Erfolg gewertet werden muss. Wenigstens steht etwas unter dem Ganzen, das von einer großen Mehrheit getragen wird. Ein Global Player wie die USA hat längt erkannt, dass der Wandel des Klimas nicht abwendbar ist, nie abwendbar war und es auch nie sein wird. Jedenfalls nicht vom Menschen. Weil der ihn ja auch nicht verursacht. Die Erwärmung ist genauso gottgewollt wie die letzte Eiszeit. Eine Laune der Natur; für all jene, die es mit Gott nicht haben. Das widerspricht zwar allen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Seit wann nehmen wir Wissenschaft ernst?  Klima unterlag schon immer Schwankungen. Das hat mit dem Verprassen fossiler Brennstoff gar nichts zu tun. Mithin lässt sich mit einem Verzicht auf Kohle, Erdöl und Gas gar nichts reparieren. Heizen wir also ruhig weiter. Was soll das Herumjammern, nachfolgende Generationen hätten auszubaden, was wir mit unserem unbändigen Wachstumsstreben verursacht haben? Die nach uns kommen, können warme Abende langer Sommer am Grill verbringen und kühle Drinks genießen. Pech, wer vom höheren Meeresspiegel geschluckt wird. Der hat eben zu nah am Wasser gebaut. Trösten wir uns damit, dass es in ein paar Tausend Jahren wieder kälter wird und die Erde den Menschen hinter sich hat. Von Reiner Trabold

 

 

15. Dezember 2018

 

Wo ist die Nordostumgehung?

 

Der „Auswärtige“ Diesel-Fahrer, also der Nicht-Darmstädter und damit Pendler, wundert und ärgert sich. Der jetzt ausgehandelte Kompromiss geht auf seine Kappe. Nicht nur von seinem Hersteller betrogen, jetzt auch noch auf Umwege gezwungen und in noch mehr Staus in der Stadt kaltgestellt, die ihm immer mehr zum Hindernis wird. Aber er muss hin, weil er aus dem „Umland“ kommt und seinen Arbeitsplatz in Darmstadt hat oder er gezwungen ist hindurchzumüssen. Ihn wundert, warum in diesem Zusammenhang beharrlich unterschlagen wird, dass die vor Jahren beerdigte Nordostumgehung dringend gebraucht würde. Hätte die grün-schwarze Allianz die geplante Straße samt Finanzierung nicht so gnadenlos untergepflügt, sie könnte fast fertig sein – und die Darmstädter City vom Diesel-Smog entlasten. Wer hätte gedacht, dass sich so bald schon Gelegenheit böte, nachdrücklich an diesen Frevel der Stadtplanung zu erinnern. Die hinterhältige Art ist nicht vergessen, eine am Quorum gescheiterte Bürgerbefragung zum Vorwand zu nehmen, diese Fehlentscheidung auch noch zu legitimieren. Nein, das wird dieser Regierung von „Green City“ (wie man sich gern nennen würde) nie verziehen. Sie hat ein Stück Zukunft weggeworfen - und keine Alternative zu bieten. von reiner trabold

 

 

14. Dezember 2018

 

Hinterwäldler

 

In den Odenwald kommen Touristen doch in den Augen der Ureinwohner nur, um Landschaft und Menschen zu verbrauchen, möglichst wenig aus- und möglichst viel anzugeben. Sie haben beobachtet, wie „Destinationen“ nah und fern regelrecht ausverkauft wurden. Das wollen die Hinterwäldler im Land des Dreizacks nicht. Hier soll alles möglichst bleiben wie es ist, scheint es.  

 

Endlich. Endlich soll eins werden, was zusammengehört. Seit wie vielen Jahren schon kocht im Odenwald und an der Bergstraße beim Tourismus jeder sein eigenes Süppchen statt eines Eintopfs? Bergstraße und Odenwald sind nicht nur eine „Destination“ für Touristen, sie sind im Unesco-Naturpark auch schon längst eins und im Süden von Hessen zwischen den Metropolen Rhein-Neckar und Rhein-Main auch eine Wirtschafts-Region. Allerdings gewährleistet die Etablierung einer „Destination“ Bergstraße-Odenwald noch längst nicht, dass nicht die vorhandenen Tourismus AGs weiterhin ihr Eigenleben führen, während sie sich nun gemeinsam an die Arbeit machen – und Fördergelder abschöpfen. Weil das, was zusammengehören soll, organisch nicht zusammengehört. Bergstraße und Odenwald, das sind zwei völlig getrennte Paar Schuhe. Im Odenwald gibt es noch ein paar Gasthäuser, für die die weite Anfahrt lohnt.  Aber mit vielen Firmen und Arbeitsplätzen sind auch Wirtshäuser von der Bildfläche verschwunden. Wunderschöne Landschaft, gastronomische Einöde. Ganz anders an der Bergstraße, wo nicht nur die Mandelbäume blühen. Wie an einer Perlenkette sind hier Attraktionen aufgereiht und ist eine perfekte Infrastruktur gewachsen. Autobahnen, Eisenbahn, Busverkehr, Rad- und Wanderwege. Schon ein paar Kilometer hinter der letzten Weinrebe beginnt der tiefe Odenwald. Mit jedem Kilometer hinein in die Bergwelt nehmen Erreichbarkeit und Wahrnehmbarkeit ab. Daran ändern Sommerrodelbahn und Draisine wenig. Allein an diesem Zwiespalt wird deutlich, wie schwer es ist, Odenwald und Bergstraße unter einen Hut zu bekommen und zu einer Destination zu verschmelzen. Immerhin ist der unsägliche Versuch vom Tisch, den sagenhaften Odenwald mit dem „Nibelungenland“ von der Bergstraße aus zu vereinnahmen. Der Odenwald würde ja gern was vom Kuchen abhaben, aber eben ohne diese besitzergreifenden Touristen. Denn die kommen doch in den Augen der Ureinwohner nur, um Landschaft und Menschen zu verbrauchen, möglichst wenig aus- und möglichst viel anzugeben. Vom Odenwald aus haben sie beobachtet, wie „Destinationen“ nah und fern regelrecht ausverkauft wurden. Das wollen sie im Land des Dreizacks nicht. Hier soll alles möglichst bleiben wie es ist. Verständlich.  Aber ein Konzept für die Zukunft ist das nicht. Von Reiner Trabold

 

 

 

10. Dezember 2018

 

Warum nicht H2?

 

Die Metropolregion Rhein-Neckar will beim Wasserstoff in die Offensive gehen. H2 ist ein schier unbegrenzter Treibstoff, denn er wird durch die elektrische Spaltung von Wasser (H2O)  gewonnen. Das bedeutet im Umkehrschluss, beim Verbrennen von Wasserstoff tröpfelt reines Wasser aus dem Auspuff. Genial. Tatsächlich gibt es nicht nur Fahrzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, sondern auch Tankstellen, wenngleich weit weniger als Steckdosen für Elektroautos. Die einzige in Südhessen ist in Hirschberg zu finden.

 

Dort, wo die Initiative zündet, nämlich im Herzen der Metropolregion, in Mannheim-Ludwigshafen, gibt es noch keine solche Tanke, aber ein Konsortium. Dem gehören Heidelberg, Mannheim, der Chemieriese BASF, der Energieversorger MVV,  der Weltmarktführer für Gase, Airliquid und die Pfalzwerke an. Die schlagkräftige Gruppe deckt von der Forschung über den Transport bis zur Betankung alle Bereiche ab. Die Technologie, mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen Autos, Züge, Busse, Lastwagen absolut schadstofffrei anzutreiben, ist vorhanden. Hergestellt wird das Gas durch Elektrolyse, wozu der Strom aus regenerativen Energiequellen wie Wind oder Wasser oder Photovoltaik genutzt werden könnte. Es lässt sich speichern und in Druckbehältern transportieren, die allerdings 700 Bar aushalten müssen. Man könnte aus dem Strom der Windkraftfelder in der Nordsee Wasser spalten und das Gas verteilen, anstatt Stromtrassen übers Land zu legen. Wenn man ferner bedenkt, dass ein Auto mit nur fünf Kilogramm Wasserstoff rund 500 Kilometer weit kommt, für dieselbe Strecke aber eine fast tonnenschwere Batterie in ein Elektro-Auto eingebaut sein müsste, fragt man sich, warum die Technologie noch ein Schattendasein fristet. Sagen wir: fristete. Denn wird die Vision der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) vom H2-Valley (in Anlehnung an Silikonvalley) umgesetzt, gibt es in Südhessen bald mehr  als die eine Wasserstoff-Tankstelle in Hirschberg. von Reiner Trabold

 

 

8. Dezember 2018

 

S’Annegret

 

Die nächste Kanzlerin wird wohl Annegret heißen. Wenn die derzeit stärkste Kraft stärkste Kraft bleibt, nicht von der AfD überflügelt wird und die CDU in der Tradition verfährt, wonach Parteivorsitz einhergeht mit Kanzlerkandidatur. Doch warum sollte der bei der Wahl jetzt knapp unterlegene bodenständige Überflieger Friedrich Merz nicht doch noch seine Chance bekommen?

Merz jedenfalls (er kam, sah - und siegte nicht) zieht sich nun wieder zurück auf seine lukrativen Posten, bleibt aber bereit. Falls er gebraucht wird. Das hängt auch davon ab, ob AKK (die Feder sträubt sich gegen diesen sperrigen Namen Kramp-Karrenbauer) die Partei davon überzeugt, dass sie sich – wenn auch hauchdünn – richtig entschieden hat, ob sie die CDU dorthin führt, wo sie unter Merkel einmal war. Oder wo Merz sie hätte hinführen können, wenn man ihn gelassen hätte.

Kampfkandidatur! Das war bislang ein Fremdwort im Sprachgebrauch der Konservativen. Die Personaldebatte hat sich gelohnt, die CDU belebt. Vier Prozentpunkte, glaubt man den Demoskopen, haben die Christdemokraten in der Wählergunst zugelegt, seit drei sich um die Nachfolge von Angela Merkel stritten (wo man sich doch vor einem Jahr noch fragte, ob da hinter Merkel noch etwas ist). Ja, stritten. Streit im urdemokratischen Sinn der Auseinandersetzung. Das bekommt gut, die den Anspruch erhebt, das Land weiter zu regieren. Merkels von vielen als zu späte Erlösung empfundener Rückzug und die in den Medien breitgetretenen Konferenzen haben eine Aktualisierung der Partei bewirkt und all die unsäglichen Episoden vergessen gemacht, mit denen die Union den arg trockenen Sommer überbrückte.

Um eine solche Performance bis hin zu der als „Showdown“ inszenierte Wahl beim Bundesparteitag, kann die geschundene, erniedrigte SPD den Koalitionspartner CDU nur beneiden. So viel Einigkeit im Streit ist den Sozialdemokraten fremd. Und so viel positiver Medienrummel erst recht. Die Genossen sollten sich bis zur wichtigen Europawahl im Frühsommer auf ihre Stärken besinnen und rund um ihre Spitzenkandidatin, die starke Justizministerin Katarina Barley, die Reihen ordnen und schließen. Sie muss nicht nur eine überzeugende Führung finden, sondern sich auch inhaltlich erneuern, Ballast wie die Diskussion um Hartz IV abwerfen. Allein, am Personal für diese Position herrscht in der SPD ebenso Mangel wie in der CDU noch vor einem Jahr. Von drei Kandidaten, die sich darum streiten und trotzdem als Team darstellen, gar nicht zu reden. von Reiner Trabold

 

 

3. Dezember 2018

 

Plaste, die 1.

 

Dass das mit dem Plaste-Wahn so nicht weitergehen kann, iat wohl den meisten klar. Wenn auch nur in Deutschland. Warum gibt es eigentlich keinen europäischen Ausstiegsplan? Die Alternativen führen uns wieder dorthin, wo wir hergekommen sind. Keramik, Holz, Papier. Hat den Nachteil, dass nicht zu sehen ist, was darin versteckt wurde (siehe die halbvolle Münchner Maß). Das Pfandsystem hat auch auf berauschenden, schnelllebigen Glühweinachtsmärkten durchaus Wirkung gezeigt. Zweifellos basiert unser ganzes Wirtschaftssystem auf Wegwerfen. Lass doch mal ein defektes Hightech-Gerät reparieren. Lieber weg damit. Ich lasse mir freilich nicht einreden, dass die Weltmeere mit meinem Plastikabfall zugeschüttet werden, den ich pflichtschuldigst im Gelben Sack entsorge. Unsere Müllheizkraftwerke lechzen nach Futter. Und einiges ist durchaus wiederverwertbar. Es sind auch nicht die unnötigen Einkaufstüten, auf die wir gefälligst verzichten sollten. Oder gar Plastiktrinkhalme. Oder Coffe-to-go-Becher. Mit Minischritten wird das Problem nicht gelöst. Gut wäre,  wenn wir in dieser gewissenlosen Wegwerf-Welt vorbildlich und resolut vorangingen. Weil wir‘s uns leisten können. von Reiner Trabold

 

 

Plaste, die 2.

 

Der Gelbe Sack ist doch nur deshalb so prall gefüllt, weil alles und jedes kunststoffverhüllt wird, was ich mir in den Einkaufswagen lege  – und die Verpackung nach Gebrauch entsorgt werden muss. Unvorstellbar, wie viel Plastikspielzeug allein an Weihnachten in Kunststoff verpackt auf dem Gabentisch landet! Jede Online-Bestellung kommt bruchsicher in Styropor oder Luftkissenverpackung auf dem Versandweg ins Haus. Möbel, die man sich früher fertig in die Wohnung stellen ließ, darf man sich heute selbst zusammenschreinern. Und selbstverständlich sind alle Einzelstücke ordentlich und stoßsicher in Kunststoff verschweißt und eingemantelt. Es gibt vieles, was sogar schick verpackt verkauft wird, viel Drumherum - für den Abfall. Ich vertraue darauf, dass all das sauber und fast rückstandsfrei entweder wiederverwertet oder dem Höllenfeuer eines der hochmodernen Müllheizkraftwerke anvertraut zur Energiegewinnung beiträgt. Oder sollte ich mich täuschen (lassen)?

von Reiner Trabold

 

 

Plaste, die 3.

 

Der Hygiene-Anspruch pervertiert. Alles wird klinisch in Zellophan gehüllt. Keine Scheibe Wurst im Supermarkt ohne Plaste. Der Verkäufer an der Theke verpackt in die Kunststofftüte und verklebt sie mit dem Preisschild. Sogar Obst und Salat in Kunststoff. Der gesamte SB ist hygienisch, vakuumiert und unter Gas haltbar. Für all die, die von montags bis freitags arbeiten und konservierte Frischware wollen. Der Verkäufer an der „Bedientheke“ darf mein mitgebrachtes Schüsselchen nicht berühren, um etwas hineinzulegen. Richtig. Es könnten Keime übertragen werden. Weshalb der Verkäufer seinerseits ja auch diese lästigen Kunststoff- oder Gummihandschuhe tragen muss, die ebenfalls in Säcken landen. Kühlketten müssen penibel einhalten werden. Und doch kommt Gammel in den Handel. Die keimfreie über-hygienisierte Welt lässt uns sicher ein Stück gesünder sein, hält uns die eine oder andere Krankheit vom Leib oder Illusion offen. Fragt sich, warum man Obst, Käse oder Fleisch nicht wie früher einfach in sauberes Papier einschlagen kann. Zu Hause lässt sich die Ware immer noch in wiederverwendbare Behälter verstauen. von Reiner Trabold