30.10.2018

 

 

Der Zeit-Streit

 

 

Wer ist eigentlich auf diese saudumme Idee gekommen, an der Zeitumstellung zu drehen? Als gäbe es nicht wichtigere Dinge zu entscheiden in Europa. Da werden die Bürger zur Abstimmung per TED aufgerufen. Und was kommt dabei heraus? Jeder will was anderes. Die einen sind dafür, dass es bei Sommer- und Winterzeit bleibt wie bisher, die andern wollen nur noch eine, nämlich die Sommer-, wieder andere die Winterzeit. Anstatt zu einen, werden die Nationen mit einem solchen Blödsinn auseinandergetrieben. Was soll das? Ist es so schlecht, dass es im Winter nicht um 9, sondern schon um 8 Uhr halbwegs hell ist? Nun, abends wird’s dafür früher duster. Da sind die Menschen meist eh zu Hause – oder im Supermarkt oder beim Shoppen oder in Urlaub. Aber am Morgen ist es doch ein Gewinn, wenn es nicht mehr stockdunkel ist, wenn beispielsweise die Kinder in die Schule gehen. Gehen! Nicht gefahren werden. Ja, wenn die Schule erst um 9 Uhr anfinge, wäre das was anderes.  Ich finde, die Sommerzeit mit ihren langen Abenden ist ein Gewinn, und es ist absolut inakzeptabel, dass nun jedes Land seine eigene Regelung schafft. Man stelle sich diesen Flickenteppich in Europa vor. Obwohl: Ginge es nach den Nationalisten (sie schienen schon fast abgeschafft, bekommen  jedoch Oberwasser), wir hätten wieder Grenzkontrollen mit Schlagbäumen und Gesichtskontrollen. Europa sollte sich einig werden - nicht mit Unnützem die Zeit totzuschlagen. von Reiner Trabold

 

 

 

29. Oktober 2018

 

Polit-Haloween

 

Das Ergebnis der Hessenwahl ist Haloween: Süßes oder Saures. Gruselig ist schon, dass jeder Siebte Hesse AfD gewählt hat. So richtig schaurig aber wird’s für CDU und SPD. Wobei die Schwarzen noch mit einem blauen Auge davongekommen sind und mit dem grünen Wunschpartner weiterregieren können. So grün war Hessen noch nie, jubeln die Grünen über so viel Süßes. Und warum? Weil GroKo inzwischen für Großes Kotzen steht und sich viele Wähler angewidert abwenden von einem Gespenst. Für die Genossen gab es fett Saures. Dachte die Nahles-SPD, dass all die innerparteilichen GroKo-Gegner in der Partei bei der Stange bleiben? Die sind natürlich in Scharen ins grüne Lager übergelaufen.  Huihui, ging’s mit den Ökos in die Höhe, weil sie angeblich „klare Kante“ zeigten, ehrbar für den Schutz der Umwelt und des Klimas streiten.  Und die Leichen im Keller vergessen sind. Süßes dafür, dass es ihnen nicht gelungen ist, den Flughafenausbau zu verhindern und die Region vom Fluglärm zu entlasten. Saures dagegen für die SPD, weil sie sich in Hessen für bezahlbare Wohnungen, Schulen und Lehrer stark macht. Saures auch, weil sie nach dem Scheitern von Jamaika meinten, Deutschland vor der Unregierbarkeit retten zu müssen. Saures, weil sie Seehofers Maaßen-Rochade mittrug und mit offenem Mund zuschaute, wie sich die Union fetzte.  Jetzt ist Haloween in Berlin angesagt.  Auf geht’s. Fürchtet euch. von Reiner Trabold

 

 

 

23. Oktober 2018

Im Stau

 

Unter der Überschrift „Dauerstau in der Heinrichstraße“ enthüllt eine Zeitung in einer Dienstagsausgabe das ganze Elend, das „hunderte Pendler“ im täglichen Alltag erleben. Die Leser erfahren, dass Autos nicht nur in, sondern sogar vor der Stadt im Stau stehen. Weil die stark befahrene Heinrichstraße „auch noch als Umleitungsstrecke dient, schleppen sich Autofahrer zu Stoßzeiten im Schneckentempo von Ampel zu Ampel“. Und mittendrin nicht nur der gemeine Pendler, sondern auch noch der Darmstädter selbst.  Wir erfahren: „Die Behinderungen beginnen morgens schon weit vor den Toren der Stadt, auf der Bundesstraße 26, über die viele Pendler aus dem Ostkreis und dem Odenwald hereinkommen. Wie es morgens um halb acht auf der Pendler-Achse im Osten der Stadt aussieht, schildert eine Sekretärin so: Ab dem Abzweig Roßdorf gibt es nur noch Stop-and-Go.“ Ach ja, liebe Darmstädter: Das ist auch ohne den Stau in der Heinrichstraße fast jeden Morgen so. Gut, dass es Euch jetzt einmal eine anonyme Sekretärin sagt. Und wie die Darmstädter Verkehrsbehörde eine solche Situation durch entsprechende verkehrsberuhigende Maßnahme noch zu verschärfen versteht, steht in der Zeitung auf einer Seite der Dienstagausgabe. So schonungslos kann Zeitung sein.  von Reiner Trabold

 

 

22. Oktober 2018

 

 

Bepis große Fahrt

 

Darmstadt, einst Stadt im Wald, dann Stadt der Künste, später Wissenschafts- , Digital- neuerdings auch Sport-, Bundesligastadt, greift laut einer Zeitung „nach den Sternen“, wird mithin zur interstellaren Kosmosstadt. Das sind Nachrichten! Dabei ist „BepiColombo“ doch nur zum kleinen Merkur aufgebrochen, der wegen seiner Nähe zur Sonne schon auf ein Drittel der Erdgröße geschrumpelt ist. Die Mission ist übrigens nach einem Italiener benannt. Giuseppe Colombo entwickelte das, was die Reise der Sonde so extrem lang macht, das sogenannte „Swing-by“, was bedeutet, dass sich Bepi der Planeten Erde, Venus und Merkur bei der Umrundung der Sonne nähert, vorbeischwingt, um sich beschleunigen und abbremsen zu lassen. Wegen dieser mehrfachen Sonnenumrundungen ist das System ja auch bis 2026 unterwegs, wobei  – so ist zu lesen - nicht nur Hindernisse, sondern auch Meilensteine „bevorstehen“. Der Spion wird bei jeder Annäherung zum Beispiel von der Venus oder vom Merkur Bilder und Daten zum Kontrollzentrum ESOC (European Space Operations Centre) und der European Space Agency (ESA) in Darmstadt übermitteln. Bepi greift also nach nichts. Schon gar nicht nach den Sternen, nein, zu den Sternen ist der gute Bepi auch nicht unterwegs. Nächstliegender Stern ist unsere Sonne. Rund 150 Millionen Kilometer weg. Das nächste Sonnensystem, nach dem Darmstadt greifen könnte: Zentaur. Nur vier Lichtjahre entfernt.  von Reiner Trabold

 

 

 

18. Oktober 2018

 

Heiß statt Eis

 

Weihnachten 2018 steht unter einem strahlenden Stern. Denn die Sonne startet durch. Das bestätigen Langzeitprognosen von www.christschwindel.com. Demnach garantiert Hoch „Nikolaus“ über Mitteleuropa auch über die Feiertage Sonne satt und Temperaturen von bis zu 25 Grad. Heiß statt Eis. Ich plane zum Jahresausklang um. Ein winterliches Sommerfest. Nein, ein sommerliches Winterfest: Der Grill bleibt in Betrieb, Heizung aus, Hawaii-Shirt an, erfrischende Jingle-Bells-Cocktails on the Rocks statt Glühwein im Glas, Halbgefrorenes statt Plätzchen und Stollen, Bade- statt Wintermantel, Schutzfaktor 30 statt Lichterglanz. Frühling zum Feste, das kennen wir ja zur Genüge. Regen, Tauwetter selbst auf der Zugspitze. Nach diesem Supersommer extra trocken und einem goldenen Hitzeherbst geht es nahtlos in den Sonnenwinter. Wir heben das Glas zum erfrischenden Prost. Am Klimawandel haben wir schließlich entschlossen mitgearbeitet. von Reiner Trabold

 

 

 

 

16. Oktober 2018

 

App für den Tag

 

„Algora“ hilft mir in und durch den Tag. Ich habe mir die App zum Schnäppchen-Preis heruntergeladen, und jetzt appt das Leben. Zum Beispiel das Schreiben hochkomplexer Texte am frühen Morgen (war früher undenkbar), während mir mein Kaffeevollautomat das Frühstücksgetränk nach meinen individuellen Wünschen zubereitet. Ja, das hat die App drauf. Sie kennt meine Gebräuche, meine Vorlieben und Dislikes. Und sie lernt immer mehr dazu. Von ganz allein. Das nenne ich mal richtig intelligent. Seit mir „Algora“ zur Seite steht, ist das Arbeiten viel fröhlicher, geradezu entspannt. Sie formuliert für mich, was ich denke. Genauer gesagt, was ich gerade denken möchte. Vielmehr sollte. So schlau ist das System schon, dass es meine Grundsätze kennt und umsetzt. Es hat mich zu einem friedfertigen Menschen gemacht, der in sich selbst ruht. Wenn ich jetzt sage, der Kaffee schmeckt mir nicht, Algora, und der Computer sein „Error“-Programm aktiviert. Dann (so steht es jedenfalls in der Gebrauchsanweisung) werden sie Daten abgeglichen und es läuft innerhalb von Sekundenbruchteilen – nein, nicht etwa ein besserer Kaffee – nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns ein deep learning-Prozess ab, der im weltweiten Netz alle großen Datensätze googelt und aus Big Data…Dieses verdammt Ding will wohl heute Morgen nicht. Und ohne Kaffee kann ich ein Unmensch werden. Verflixt. Ich hau dir gleich eine rein, wenn du jetzt nicht spurst, Algora, du Miststück. Denk doch mal ein bisschen mit.  von Reiner Trabold

 

 

 

15. Oktober 2018

 

Lehren

 

Etwas anderes als eine deftige Watschn vom Wähler war für die CSU mit ihrem altersschwachen Vorsitzenden nicht zu erwarten. Das kommt vom unsinnigen Fingerhakeln. Ein Absturz, im letzten Moment noch abgefedert.  Viel schlimmer gab‘s  für die Genossen auf die rote Lederhosen. So profillos die SPD derzeit auch ist, einstellig, Platz fünf, Ergebnis halbiert, die Höchststrafe, das hat sie nicht verdient. Da lieferte sich die Union nun schon seit Wochen und Monaten eine Stadl-Komödie nach der andern, und wen trifft’s? Sogar die vom Innenminister (CSU) verursachte Schnurre um Verfassungsschutzchef Maaßen traf am Ende - vor allem die ungeschickte SPD.

 

Es graust jeden, der die Politik in diesem Land verfolgt und sieht, wie sich „die Etablierten“ abstrafen lassen und Dumpfbacken ohne Konzepte Stimmen einheimsen. „Wir sind das Volk“, rufen sie zwar nicht allerorten. Aber die Bürger sind aufgebracht, viele sogar ratlos und dermaßen sauer, dass sie die wählen, die vorgeben, „Alternativen“ zu bieten. Oder einfach nur durchs Land ziehen und als Retter der Natur feiern. Reicht, um in Bayern selbst auf dem Land zu punkten.

 

Dabei weiß jeder vernünftige Mensch, dass Alternativen in der Politik Kompromisse genannt werden und eben in der gemeinsamen Suche nach  der besten Lösung die Kunst liegt. Bedauerlich, dass die „etablierten Politiker“ in dieser komplexen, sprich komplizierten Welt es offenbar nicht mehr verstehen, ihrem Volk mit Argumenten ihr Handeln zu erklären. Nachrichten zu verfolgen, sich Informationen aus zuverlässigen Quellen wie einem der Glaubwürdigkeit verpflichteten Journalismus zu beschaffen, streitbar, aber auch für andere Meinungen offen zu sein, stehen einfach konsumierbare Angebote entgegen. Die „Lügenpresse“, ein Begriff aus Dunkeldeutschland, ist im Internet zu finden. Wehe, wenn die das Sagen bekommen, die das Establishment in die Wüste schicken wollen. Das geht ganz schnell, wie Amerika gezeigt hat. Ich frage mich, was nach den Etablierten kommen soll und die Welt vertrumpt. Reiner Trabold

 

 

 

 

 

13. Oktober 2018

 

Der helle Wahnsinn

 

Dieser Tage auf dem Ost-West-Transit. In Nürnberg treffen sie sich. Die Polen, die Tschechen, Slowaken und Rumänen und was von noch weiter her auf den europäischen Markt drängt. Lkw an Lkw. Kilometerlange Staus. Doppelreihig vor den Engstellen vor Baustellen, an denen von zwei auf drei Fahrspuren erweitert wird. So sieht es aus, wenn Verkehrspolitik an ihre Grenzen stößt und sich auf der Straße drängt, was zum Großteil auf die Schiene gehörte. Anstatt aber die Schienenwege zügig auszubauen, den Warenverkehr darauf rollen zu lassen, werden Autobahnen elektrifiziert. Das ist doch der helle Wahnsinn. Weil die Bahn als staatlicher Privatbetrieb die Entwicklung verschlafen hat, werden Betonpisten immer breiter, damit die boomende Wirtschaft gefüttert werden kann. Das Gebrumme der Brummis steht für das kräftige Wachstum, Vollbeschäftigung und Wohlstand. Für den freien Bürger bleibt kaum noch Platz für freie Fahrt, wobei auffällt,  dass immer mehr Autos fast genauso groß sind wie Lastwagen -  und sich darin komfortabel im Stau stehen lässt.  von Reiner Trabold

 

 

1. Oktober 2018

 

Aufreger

 

Worüber könnte ich mich den heut richtig aufregen? Seehofer? Nein, der Fall hat sich spätestens nach der Bayernwahl erübrigt. Erdogan? Ist wieder jenseits des Bosporus, nachdem er hier vor den Seinen standesgemäß eine Moschee eröffnen (keinesfalls „einweihen“) durfte. Die GroKo? Sie wird, sie muss jetzt endlich liefern. Aufregend schon längst nicht mehr. Die Hessen-Wahl? Welche Hessen-Wahl?

Den lauen Wahlkampf könnte ich thematisieren, aber aufregen will ich mich darüber nicht. Rege ich mich doch mal wieder über Donald auf. Ja, das lohnt immer, aber ausgerechnet jetzt weniger. Nein, das Wetter bietet seit diesem Trockensommer auch keine Angriffsfläche. Der Diesel-Skandal? Taugt zum Aufreger, aber ich fahre Super. Bleibt ein Blick in eine Zeitung. Die Renaturierung des Rabenfloß in Eberstadt oder die Meldung, dass das RP bei der Post einzieht. Vorübergehend, nur teilweise. Langweilt eher. Nein, es ist der umgestürzte Kerbbaum in Eppertshausen. Der bietet Potenzial. 18, 40 Meter hoch, ein riesiger Weihnachtsbaum ohne Äste und Rinde, muss der Stecken sein, der von acht halbstarken „Kerweborsch“ hochgezurrt wird. Nicht ungefährlich. Nervenkitzel. Dann kommt eine Böe, fährt in den kahlen Schopf des Spargels, der nur ganz oben einen Püschel hat. Ausgerechnet der trifft im Fall allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotze eine „ältere Dame“, die der Kerb nicht nahe genug, aber nicht mehr ausweichen kann. Zack. Und jetzt? Ich rege mich auf, weil mir nicht eingehen will, warum eine Kerb überhaupt einen Baum braucht. Das Ding aufzustellen, ist ein Schauspiel, das selbst „ältere Damen“ verfolgen. Fragt sich trotzdem, wozu der Stecken gut sein soll. Rege mich tierisch auf.  von Reiner Trabold

 

 

1. Oktober 2018

 

 

Ekelhaft

 

Wenn ich sehe, was in einem Haushalt, der konsequent Müll trennt, allein in den Gelben Sack wandert, erschreckt mich das. Vor allem seitdem ich vermute, dass der Inhalt dieses so dünnen und brüchigen Behältnisses keineswegs immer (das Gute ins Töpfchen, das Unbrauchbare in den Hochofen der Verbrennungsanlage) korrekt entsorgt wird.

Wie viel davon wird als Restmüll beispielsweise zur weiteren Verwertung nach China oder an andere Abnehmer exportiert und fällt dabei versehentlich auf hoher See und damit außerhalb jeder Kontrollinstanz vom Schiff? Die Müllmenge nimmt ja selbst bei uns nicht ab, sondern zu. Längst nicht alle, im Gegenteil: Es sind nur ganz wenige, sortieren dabei so gründlich wie wir hier in Deutschland. Kaum zu glauben, was hierzulande alles in Plaste verpackt wird. Dem Hygienegedanken folgend sogar die von Natur aus gut verpackte Banane. Dass damit die eigentlichen Gesundheitsrisiken mit eingepackt werden, sollte klar sein. Andererseits wird vieles im Hygienewahn durch Gifte oder mit Strahlung unschädlich gemacht. Ich sehe zugleich die Ärmsten, die in Entwicklungs- und Schwellenländern in ungesicherten Deponien wühlen, die ihnen gewissenlos die Wohlstandswelt vor die Haustür kippt. Kurz: Mir ist das ganze Abfallmanagement selbst in einer hochentwickelten Industrienation wie der unseren zu undurchsichtig, zumal ich zu viel Unrat am Wegesrand sehe und mich frage, wes Geistes Kinder ihren Dreck auf diese Weise „getrennt entsorgen“. Es ekelt mich.  von Reiner Trabold