Rheingau Musik-Festival im                      Kloster Eberbach                                       -   Brause mit Grosser NULL

alle fotos: copyright regina trabold
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Brause mit großer Null

 

Eine große Null ziert das Etikett der Sektflasche, aus der Jasmin Baehr vom Marketing der Hessischen Staatsweingüter in der Vinothek im Kloster Eberbach hier das jüngste Produkt ausschenkt. Die alkoholfreie Rieslingbrause soll des Autofahrers Lieblingsgetränk werden. Schaumwein ist das mit Kohlensäure aufgepeppte Erfrischungsgetränk nicht, das jetzt auf den Markt kommt. 32 Gramm Zucker enthält die Flasche zudem, was im Sektbereich zwar noch als „trocken“ gilt, aber ohne den süßenden Zusatz „wäre das Gesöff einfach nur sauer“, sagte mir der neue Chef der Abteilung Marketing des Weinuts. Klar ist, einen echten Weinfreund wird das Bitzelwasser nicht beglücken; es ist wohl eher für die Dame gedacht. Es lässt sich durchaus trinken – wenn es sommerlich heiß und die „Null“ eiskalt serviert wird. Warm und ohne Prickeln ungenießbar, behaupte ich. Für 9.80 Euro auch nicht eben erfrischend bepreist. Da ist wahrscheinlich, mutmaße ich, die CO2-Steuer schon einkalkuliert, die  (dem Klima zuliebe) kommen wird. Die für Schaumweine auf den Kohlensäuregehalt von mehr als drei Bar Druck erhobene Sektsteuer (1,02 Euro) wird für den Trunk fällig. Zu erhalten ist das sektartige Getränk überall dort, wo es auch richtigen Wein und Sekt des hessischen Staatsweinguts gibt. Reiner Trabold

 

 

Deutsche Lieder, kanadisches Blech

 

Wenn man bedenkt, dass der Beatles-Song „Penny Lane“ schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat und immer noch so aktuell klingt wie damals, scheint es ein Klassiker. Beim Rheingau Musikfestival eindrucksvoll gespielt von der „Canadian Brass“ war es einer der musikalischen Höhepunkte eines Abends in der eindrucksvollen Kulisse der vollbesetzten Basilika des Klosters Eberbach. Brandon Ridenour knetete die Piccolo-Trompete in höchsten Tönen. Das Quintett begleitete den Knabenchor Hannover, der das Publikum einen Abend lang mit Volksliedern in die Vergangenheit und eine Zeit versetze, als Kindern in der Schule noch das Singen beigebracht wurde.  Die Lieder wären gänzlich unbekümmert und unbelastet, wäre das Liedgut mit dem Zusatz Volk in der (vor allem in der, die von AfD-Politikern als „Fliegenschiss der Geschichte“ verharmlosten) deutschen Vergangenheit nicht systematisch als Propaganda missbraucht worden. Wie Chorleiter Jörg Breiding im den Zuhörern sagte, sei damit der Satz für alle Zeit widerlegt worden, böse Menschen sängen keine Lieder.  Diese Erfahrung habe bei vielen Deutschen leider eine Abneigung gegen das Singen erzeugt. Der vierzigköpfige Knabenchor jedenfalls gab sein Bestes, dieses Vorurteil zu entkräften und das Liedgut als ganz besonderen Schatz unserer Kultur zu präsentieren. Bedauerlicherweise wurden alte Weisen wie „Kein schöner Land in dieser Zeit“ oder „Vogelhochzeit“ zwar von Knaben gesungen, aber die Zuhörer waren fast durch die Bank ältere Semester. Die Blechbläser brillierten mit Stücken wie „Amazing Grace“, „Danny Boy“ oder dem „Tuba Tiger Rag“, einer fast artistischen Einlage von Chuck Daellenbach an der Tuba. Das begeisterte Publikum geizte nicht mit Beifall. Reiner Trabold