27. November 2018

 

 

 

Green City

 

 

Ein paar Sätze zur „Fahrradstadt“. Dieser Titel müsste einer „Green City“ längst gehören.  Aber es tut sich nichts im grün-schwarz regierten Darmstadt. Vielleicht weil die grüne Philosophie lautet, dass der Straßenverkehr in den nächsten  30 Jahren immer weniger,  fast jeder Bürger über den ÖPNV mobil sein wird und/oder aufs E-Bike umsteigt, dann, der Radwegebau deshalb  grober Unsinn und eine Verschwendung von öffentlichen Mitteln wäre. Denn den Radlern werden die Boulevards gehören. Noch aber wird das Rad vernachlässigt. Es ist einfacher, Fahrstraßen in Radstraße umzuwidmen, als neue Radwege anzulegen. Dieser grüne Aktionismus ersetzt kein Konzept, ist aber leicht machbar und noch dazu öffentlichkeitswirksam. Da der Darmstädter selbst ja bekanntlich sein Auto bestenfalls von der Straße in die Garage umparkt und für alle Fälle die „Elektrisch“ hat, werden Straßen im Oberzentrum nur für „Auswärdische“ unterhalten, aber von „unsrem Geld“ bezahlt. Dabei zwängen die von draußen sich doch nur rein in die Stadt, um teuer zu parken. Oder zu arbeiten. Sollen sie doch zu Hause bleiben und nicht stören und stänkern, sagen sich die Heiner. Die „annern“ sind schuld, dass in Darmstadt die Luft immer dicker wird. Nach Weltraumbahnhof, Wissenschafts-, Bundesliga- und Digitalstadt ein weiterer Hymnus auf Darmstadt: „Green City“. Ist ganz schön abgefahren - und politisch voll im Trend.  Die Fahrradstadt kann warten, aber sie wird kommen.  von reiner trabold   

 

 

 

25. November 2018

 

Verkehrte Verkehrswelt

 

Wäre die Theater-Vorstellung um Dieselfahrverbote auf Darmstädter Straßen nur vor der Landtagswahl gelaufen. Das Stück aus dem grünen Tollhaus hätte manchem Wähler die Augen geöffnet. Es relativiert das hervorragende Ergebnis der Partei von OB Partsch und seinen Wiesbadener Parteifreunden Al Wazir und Hinz.

 

Die Darmstädter Grünen suchen Wege, die Luftbelastung in der Stadt durch einen „Green-City-Plan“ und geradezu abenteuerliche Einbahnregelungen und Straßensperrungen zu reduzieren. Die „grüne Stadt“, dieser Vorwurf muss jetzt kommen, hat es versäumt, ihr Problem mit dem Verkehr ordentlich zu lösen. Der eigentliche „Green-City-Plan“ wurde nicht vertan, nein, er wurde in Grund und Boden gerammt. Erinnert werden muss daran, dass der Bau der Nordostumgehung scheiterte, weil die Darmstädter Grünen

a) die Planung erst durch Extrawünsche unbezahlbar machten und dann b) nach einem am Quorum gescheiterten Bürgerentscheid auch noch frech behaupteten, die Stadt brauche und wolle die Entlastungsstraße nicht. Sie fanden in einer machthungrigen CDU auch noch einen Komplizen. Wenn man bedenkt, dass die Parkhäuser in der City trotz horrender Parkgebühren fast immer rammelvoll sind, ist daraus ein noch immer großes Interesse des Umlands an der Einkaufsstadt abzuleiten. Dann sind da die vielen Betriebe, die auf Diesel-Transporter angewiesen sind, die Firmen, die von Lastwagen beliefert werden oder in Darmstadt produzierte Ware abtransportieren müssen. Und wenn man darüber hinaus bedenkt, dass viele Unternehmen in Darmstadt auf Arbeitskräfte angewiesen sind, die sich Tag für Tag (ob mit oder ohne Diesel) in die Stadt stauen müssen, ballt sich die Faust in der Tasche angesichts der Auswirkungen einer total verkehrten Verkehrspolitik. von reiner trabold

 

 

 

18. November 2018

 

Nun gut, ein Jahrestag

 

Wichtig, immer mal wieder daran zu denken, wie sich die heutigen Industrienationen bereichert haben - und noch immer bereichern. Warum aber den Blick auf Afrika konzentrieren? Weil am 15. November 1884 die Mächtigen dieser Welt begannen, den schwarzen Kontinent wie einen Kuchen unter sich aufzuteilen und weil sie es zwischen Nil und Kap fortan am wildesten trieben. Wer die Geschichte kennt, weiß, dass nicht nur Afrika kolonialisiert und ausgenommen wurde. Und was folgte auf die oft blutig erstrittene Befreiung vom Joch? Richtig: Neue Knechtschaft. Aus dem Kolonialwarenhändlern von einst wurden Imperialisten und Kapitalisten mit dem Ziel, weiter zu saugen. Folge: Viele Staaten der Dritten Welt werden genauso rücksichtslos ausgebeutet wie vor 100 Jahren. Denn es geht um Märkte, wichtige Rohstoffe. Nirgends auf der Erde ist der Raubbau, nirgends ist die Not größer. Der Grund, weshalb die Menschen zu denen fliehen, denen es auf ihre Kosten besser geht. Jahrestage sind wichtig, darüber nachzudenken.

von reiner trabold

 

 

18. November

 

Schnelle Biker

 

Der Sonnensommer wirft einen dunklen Schatten auf die Statistik. Allein in Südhessen sind drei Mal so viele Biker auf der Straße gestorben wie im Vorjahr. Ursachenforschung.

 

Noch nie gab es so viele regenfreie Stunden, die Motorradfahrer für ihr Hobby nutzen konnten. Zeit für Unfälle war demnach reichlicher vorhanden als in verregneten Zeiten, in denen Biker lieber zu Hause bleiben, lese ich in meiner Zeitung. Daran gibt es keinen Zweifel, aber der Sommer allein reicht als Erklärung nicht. Die Zahl der Motorradfahrer insgesamt und derer, die auch aufgesattelt haben, ist nämlich ebenfalls gestiegen. Nicht nur das: Die Biker haben nachgerüstet. Es wurden nicht nur mehr Maschinen, sie werden auch immer stärker, schneller, damit auch noch lauter. Für Sicherheit wurde zwar sehr viel getan. Aber das ändert nichts daran, dass die dünne Montur Knautschzone des Bikers bleibt. Dass Motorradfahrer das Risiko suchen, zeigt allein ihre Begeisterung für kurvenreiches Gelände im Odenwald – und das möglichst schnell, noch schneller. Viele Biker (auch über das Alter der Getöteten erfahre ich aus der Zeitung nichts) überschätzen sich, wenn sie – ein subjektiver, aber sicherlich nicht falscher Eindruck – die Stärken ihrer Motoren spielen lassen. Zweiräder werden zu Geschossen, gehörten mit ihren Fahrern auf eine Rennpiste, nicht auf die Straße, wo sie meist viel zu spät wahrgenommen werden. Auch wenn Biker wahrscheinlich widersprechen, die Statistik weiß es besser. Wann wird dem Wettrüsten endlich Einhalt geboten? von Reiner Trabold

 

 

 

5. November 2018

 

Lilien-Talk

 

„Acht Punkte Vorsprung auf ein Abstiegsplatz“ freut sich eine Zeitung und meint die „Lilien“. Nanu, sage ich mir, acht Punkte, das ist schon mal ein Pölsterchen. Wenn ich mir dann aber die Tabelle anschaue und sehe, dass die Darmstädter auf Platz 12 hinter Kiel, Paderborn, Regenburg und Bochum mit 17 Zählern nur vier Punkte von einem Aufstiegsplatz (1.FC Köln mit 21 Punkten)  und lediglich fünf hinter Tabellenführer St. Pauli (22 Punkte) stehen, frage ich mich, warum  Sportredaktion und Bölle geradezu panisch in die Tiefe anstatt nach oben schauen.

Und dann immer diese „Nickligkeiten“ auf dem Platz, von denen berichtet wird. „Trash Talk“ halt eben. Jetzt erwarte ich natürlich Fakten, über die ich mich aufregen kann. Was sind das denn für „richtig üble Worte“, die da – neben sichtbaren Remplern und anderen Fouls - auf dem Rasen fallen? Erfahre ich nicht. Will ich eigentlich auch gar nicht wissen, bekommt ja ohnehin „kaum jemand“ mit. von reiner trabold

 

 

 

1. November 2018

 

Living in a Box

 

Sieht aus wie ein Müllcontainer, der Verschlag soll aber ein kleines Zuhause sein. „Little Home“ nennt sich ein Verein, der „Wohnboxen“ aus Holz baut. 3,2 Quadratmeter, in die sich verkriechen kann, wer sonst kein Dach über dem Kopf hat. Wohnen sollte das keiner nennen. My home is my castle, na gut, wenn man einen Hasenkasten sein „Heim“ oder gar sein Schloss nennen will. Oder: Endlich ein eigenes Reich für Arme. Mir fällt nur noch eine Kiste ein, die noch kleiner und enger ist als dieses Kleinsthaus aus vier Europaletten. Wohin damit? Der Verein kooperiere wegen der notwendigen Stellplätze für die Hütten mit der Deutschen Bahn, heißt es. Städte zieren sich. Und die Obdachlosen erst recht, weil sie nicht mehr Wohnungslose wären, wenn sie Minihaus unter sind. Die Bahn hat freilich nicht nur Gelände, sondern auch Abstellgleise, sogar Pritschenwaggons, auf die sich die Unterkünfte stellen und durch die Lande karren lassen. Städtereisen und mobiles Wohnen wird denkbar. Die Kisten sind ausbaufähig, lassen sich komfortabel einrichten -  der Begriff „Rück-zugs-ort“ erhält eine neue Bedeutung. Und ich frage mich: Warum eigentlich nur für Obdachlose? von Reiner Trabold 

 

 

1. November 2018

 

Was kommt, was geht

 

Kein Loblied auf Angie. Sie hätte schon nicht mehr antreten sollen. Wir erinnern uns an Kohl. Auch der Wiedervereinigungs-Kanzler hat sich mit einer weiteren Amtszeit keinen Gefallen getan. Murks. Das gilt auch für Seehofer, der unbedingt noch mal in Berlin mitmischen wollte, weil man ihn in Bayern nicht mehr brauchte – oder wollte. Hätte er es nur sein lassen! Die SPD hat mit ihren Galionsfiguren kurzen Prozess gemacht. Der außergewöhnliche Außenminister Steinmeier wurde Präsi, Hoffnungsträger Schulz kam aus Europa, um in der Bundesrepublik krachend zu scheitern, und dann Gabriel. Auch er ein brillanter Außen. Abgestürzt. Als könnten es sich die Sozialdemokraten leisten, ihre besten Leute zu vertreiben. Dafür haben sie jetzt die Nahles als Chefin. Auch wenn sie sich noch so sehr stylt und laut werden kann, sie bleibt blass wie ihre Partei. Sie sagt viel, aber sie gewinnt kein Profil. Die CDU wird erkennen, was sie an Merkel hatte. Ihr Abgang entfacht einen Richtungsstreit. Wo geht es hin mit der Union? Die christ-liberale Kramp-Karrenbauer, oder die konservativen Spahn oder Merz? Merz hat offenbar nur darauf gewartet, wie ein Kistenteufel in den Ring zu springen, in den andere nur den Hut werfen. Vor Kramp-Karrenbauer haben vor allem die Headliner der Zeitungen Respekt, weil ihr Name allein schon eine Schlagzeile füllt. Da passen Merz und Spahn zusammen zweimal rein. Aber das wird nicht das Kriterium sein. Am Ende spricht ja womöglich auch noch Laschet mit seiner NRW-Hausmacht ein Wörtchen mit, wenn es ums große Ganze geht. Und wer kommt nach Nahles? Dreyer zu krank, Weil zu langweilig, Scholz zu zurückhaltend, Klingbeil zu konservativ, Kühnert noch nicht reif genug.  Alles nur zweitrangig. Wichtiger ist: Macht die Kanzlerin den Weg frei? von Reiner Trabold