SChloss kranichstein

fotos: copyright regina trabold
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Das Tier im Wein

 

Vegan trinken – Am Ende ist klar: Insekten kommen mit in die Presse

 

Veganer Wein? Wo, bitteschön, ist Tier im Wein? So viel scheint klar: Zur Klärung verwenden Winzer tierisches Eiklar, Lysozym aus Hühnereiern oder aus  - man glaubt es nicht – aus der getrockneten Schwimmblase des Beluga-Störs (Hausen). Tatsächlich wird Hausen-Gelatine als „Klärwunder“ angeboten. Es reicht eine Messerspitze, und ein ganzer Hektoliters (100 Liter) trübe Brühe wird glasklar. Die Gelatine bindet Trübstoffe, die sich leicht abfiltrieren lassen. Wir schmecken rein: Weder Fisch noch Fleisch, aber jede Menge Wein.

„Unsere Weißweine sind durchgängig vegan, weil sie mit keinem tierischen Eiweiß in Berührung kommen. Wir klären mechanisch mit einem Mikrofilter“, erklärt Holger Wasem auf Anfrage. Allenfalls beim Rotwein würde mit Eiweiß „geschönt“, wobei vor allem Tannine reduziert werden sollen.

Eine kleine Umfrage bei Winzern in Südhessen ergibt, dass viele mit dem Wörtchen vegan werben könnten, es aber nicht tun. Axel Seiberth vom Weingut der Stadt Bensheim beispielsweise  verwendet kein tierisches Eiweiß, sondern Kieselgur und Zelluloseschichten. Er schreibt trotzdem nicht vegan aufs Etikett, weil er das für „Kokolores“ hält.

Es geht auch ohne Eiweiß-Klärung: Mit Bentonit, einem mineralischen Mittel, Aktivkohle – oder Sedimentation. Der Auerbacher Winzer Hanno Rothweiler setzt seit 36 Jahren (so lange macht er  Wein) darauf, dass sich die Trübstoffe und Hefen am Fassboden ablagern. Das Verfahren heißt in Frankreich „Sur lie“ (auf dem Bett). Es erlaubt, den Wein ungefiltert von der Hefe abzuziehen.

Sedimentation funktioniere am besten im Holzfass, bestätigt Winzer Niko Brandner von der Sektmanufaktur Griesel, der wie Rothweiler arbeitet und wie der zu bedenken gibt: „Veganen Wein kann es gar nicht geben, weil wir beim Pressen alle Insekten mitkeltern, die in den Trauben sitzen.“ Für ihn ist das Etikett vegan „Augenwischerei“.

Kontakt mit tierischem Eiweiß hat Wein in jedem Fall dann,  wenn man Hefen als Kleinstlebewesen ansieht. Was manche Veganer durchaus tun, wenn sie Hefegebäck ablehnen, weil sie mit Hilfe der Mikroorganismen hergestellt werden. Wie der Wein auch. Eine Streitfrage, die mancher Veganer in Erklärungsnot bringt.