25. Januar 2019

 

Shutdown

 

Den „Showdown“ um den „Shutdown“ in Ami-Land beobachte ich aus der Distanz und lerne. Eine Mauer wie Trump will ich zwar nicht, habe aber zum Jahresanfang den Haushalt gesperrt. Aus. Nichts mehr. Nada. Mal sehen, wer als Erster die Nerven verliert. Ich? Oder ich.

 

Die Idee ist nicht neu, aber skrupellos. Shutdown. Aus. Kein Geld mehr. Die Staatsdiener in den USA müssen auf ihre Dollars warten, weil sich die Demokraten mit dem Präsidenten über die Ausgaben für eine Mauer streiten, die Trump versprochen hat. Er will sein Volk damit glauben machen, mit einem Limes lasse sich das Problem mit dem Zustrom von Menschen aus der Welt schaffen, in deren Vorstellung in den USA Milch und Honig fließen. Sie kommen aus Ländern, die in der Vergangenheit vornehmlich von den Gringos ausgenommen wurden, die willfährige Regime an die Macht brachten. Menschen wurden (und werden) unterjocht und in bitterer Armut ausgebeutet. Missstände rächen sich. Die Welle der Wirtschaftsflüchtlinge schwappt seit Jahren. Mit ihr überschwemmen Drogenbarone aus dem Süden den reichen und koksenden Norden. Nur eine Mauer könne sie aufhalten, predigt Trump dem Volk. Der politische Gegner hat inzwischen im Kongress eine Mehrheit und Gelegenheit zu mauern. Jetzt will er dem Chef sogar den Mund verbieten. Shut up, Mr. President. Was Trump zu sagen hat, ist indessen schnell auf einen Zettel getwittert. von reiner trabold

 

 

 

18. Januar 2019

 

Asterix hat recht

 

Welch ein heilloses Durcheinander in Good Old England. Aber das kommt heraus, wenn man das Volk direkt abstimmen lässt über Dinge, die so kompliziert sind wie sie es sind. Ein Desaster. Es begann mit Premier David Camerons Fehleinschätzung, dass seine Briten beim Referendum klar und deutlich für Europa stimmen würden. Doch dann kamen Volksverführer wie Nigel Farage und Boris Johnson. Sie weckten Hoffnungen, die jeder Grundlage entbehrten, gingen fälschlich davon aus, es sei ein Leichtes, Europa den Rücken zu kehren. Nun ist ein Lehrstück daraus geworden. Die Briten und alle, die mit ähnlichen Ausstieggedanken spielen, erfahren, dass der Weg ins Abseits ein Nagelbrett ist. Vor allem wenn zu viele Einzelinteressen unversöhnlich aufeinanderprallen, wie es im Parlament der Fall ist. Mittendrin Premierministerin Theresa May, eine Europäerin mit dem Auftrag, Volkswille zu exekutieren. Nach dem überstandenen Misstrauensantrag soll sie nun ein „Plan B“ zaubern, der die zerstrittenen Parteien eint – die Überzeugungsarbeit ist ihr  ja zuvor auch nicht gelungen. Fast habe ich Mitleid. Denn May ist keine Eiserne Lady. Wenn auch zäh. Warum wirft sie nicht hin, frage ich mich. Dann müsste einer der Schreihälse übernehmen, die bislang nur Stimmengewirr schufen. Der Gallier Asterix hat recht. „Die spinnen die Engländer.“ von Reiner Trabold

 

 

 

10. Januar 2019

 

Trumps Mauer

 

„Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“, haben wir noch im Ohr. Der Satz entlarvte SED-Chef Walter Ulbricht als Lügenbold. Der amerikanische Präsidenten Donald Trump hielt damit nie hinter dem Berg. Mit seinem Ruf nach einer mehr als 3000 Kilometer langen Mauer an der Grenze zu Mexiko zog er in der Wahl, die er – wie auch immer – gewonnen hat. Nun kann man sich über ihn auch hierbei empören, sollte aber vorsichtig sein. Es gibt auch im Privatleben genügend Nachbarn, die meinen, sich ihres Nachbarn nicht anders zu erwehren zu können als mit einer möglichst hohen Wand. So glücklich die Deutschen waren, als die Mauer fiel, der „eiserne Vorhang“ sich lüftete. Manch einer wünschte sich diese Schande wieder zurück, würde die Grenzen gern dicht machen, um unter sich zu bleiben. Das ist indiskutabel. Aber, frage ich mich, wie hoch müsste die Mauer sein, wenn es kein Mittelmeer gäbe, in dem die Europäer sogar Flüchtlinge ertrinken oder in Rettungsschiffen ausharren lassen, damit sie nicht zu ihnen kommen? Die meisten Mitgliedsstaaten der EU wollen mit Fremden nichts zu tun haben, lassen Flüchtlinge nicht ins Land. Nationalisten und Populisten leisten ganze Arbeit und sind auf dem Vormarsch. Das ist erschreckend. Gäbe es das Meer nicht, die Ausgegrenzten aus Afrika wären nicht aufzuhalten. Erst die Sahara, der sechs Meter hohe, 25 Kilometer lange Zaun von Ceuta in Marokko. Dann der Wassergraben. Gegen dieses Bollwerk ist Trumps Mauer ein schlechter Witz. 

von Reiner Trabold