Bergsträßer Winzer schenken ein

fotos copyright regina trabold
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Bensheim, 27. April 2019

2018 Extra Trocken

 

Der neue Jahrgang stand am Samstag beim Bergsträßer Weintreff im Mittelpunkt. Zum Start in den Weinfrühling schenkten fast alle Bergsträßer Weingüter 180 Weine und Sekte aus Heppenheim, Bensheim, Zwingenberg, Roßdorf und der Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt ihre Tropfen aus. Die Veranstaltung in der nüchternen Mensa der Karl-Kübel-Schule fand wie immer das Interesse vieler Weinfreunde.

 

Die Nase im Glas – Bericht eines trockenen Weinfreundes

Einen ersten Eindruck vom jüngsten Bergsträßer Wein hätte ich am Samstag mit mehreren Hundert Besuchern in der nüchternen Atmosphäre der Mensa an der Bensheimer Karl-Kübel-Schule gewinnen können. Der Bergsträßer Weintreff, wichtiger Termin für viele Freunde der Produkte des kleinsten deutschen Weinbaugebiets, hat den seit Anfang des Jahres aus strengen diätischen Gründen trockengelegten Weinschmecker, auf eine harte Probe gestellt. Schwer, sich ein Geschmacksbild zu machen. Allein die Nase im Glas verrät mir, dass Unkenrufen und allem Trockenstress zum Trotz ein hervorragender Jahrgang in Fässern, Flaschen und Gläsern ist. Die Winzer, sollte man meinen, sind Profiteure des Klimawandels. Denn sie ernten seit Jahren einen Spitzenjahrgang nach dem andern. Der 18er hat Säure, ich rieche vor allem Frucht. Ich freue mich auf den Riesling, wenn er nicht mehr ganz so frisch ist und ich ihn mir wieder schmecken lassen werde. Es ist arg verlockend, nicht die Zunge zu benetzen mit diesem Stoff. Es grenzt an Masochismus. Aber ich bleibe standhaft. Meine höchstpersönliche Mengenbeschränkung. Die Quantität stimmt, nicht nur die Qualität. Selten hat man zufriedenere Gesichter beim Weintreff gesehen. Bei Winzern und Besuchern. Aber es werden auch die ersten warnenden Stimmen laut. Nachdem 2018 vor allem jüngere Reben unter der Trockenheit litten, viele nicht zu retten waren, droht nach einem extrem niederschlagsarmen Start ins neue Jahr selbst tiefwurzelnden Pflanzen der Garaus. Nicht nur den Bergsträßer Winzern wird deutlich, dass dem Klimawandelt geschuldet zur Existenzsicherung Systeme für die Wasserversorgung notwendig sein werden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass  – während die Weinfreunde im Saal ihre Probiergläser leerten – heftige Regen- und Hagelschauer die saharatrockenen Böden eine erste Rate an Niederschlag bescherten. 

von reiner trabold

 

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