Ein leuchtender Stern

fotos: copyright regina trabold
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Winzer Hanno Rothweiler in Auerbach balanciert zwischen Experiment und Bewährtem

 

Hanno Rothweilers Programm ist vom knochentrockenen Schoppenriesling bis zum Syrah aus dem Barrique-Fass mehr als umfangreich oder vielseitig. Dabei weiß er, dass er nicht immer neue Sachen machen kann. „Das geht nicht von heute auf morgen“, weiß er und schmunzelt: „Mancher Wirt fragt mich im Juni, ob ich ihm  nächstes Jahr einen Trollinger anbieten könnte.“ Weinbau brauche Weitsicht und ein Gespür, wohin sich der Geschmack der Kundschaft entwickelt. Im Weinlesebuch Bergstraße bedauert Johannes Hucke, es sei schade, dass man Hanno Rothweiler nicht klonen dürfe. Denn er sei genau das, was die Bergstraße noch ein paar Mal brauche. „Die Balance zwischen Bewährtem und Experiment.“ 

Die wilden Jungen, zu denen sich Hanno Rothweiler zählen darf, kommen in die Jahre. Er landete auf dem Weg in den Weinberg erst einmal  in der Küche des „Blauen Aff“ in Auerbach. Dort empfahl ihm  Wirt Peter M. Poth,  einen anständigen Beruf zu lernen. Und so kam er zum Nachbarn Georg Seitz, der ihm alles beibrachte, was er über Wein wissen musste. Rothweiler lernte den Kreis der Bergsträßer Weinmacher kennen, gründete mit Kurt Simon und Wilfried Bürkle in Zwingenberg (beide leben nicht mehr), mit Axel Seiberth  und Willi Diehl die Winzergruppe Via Montana. Reinhard Steinbacher („der lebende Weinberg“), Christa Guth („Seele der Bergsträßer Winzer“), der  Heppenheimer  Helmut Antes („ein Riesenorganisator und wandelndes Lexikon“) und Ewald Hess („es gibt keinen Wein von mir, den er nicht probiert hat“) gehören zu seinen Vertrauten.

Rothweilers Kunden kommen zum Großteil aus Darmstadt. Das Darmstädter Weinvolk sei ein Segen für ihn. Das Weinbaugebiet vor den Toren Auerbachs sei „ein Geheimtipp und zwar so geheim, dass es manchmal traurig ist“. „Woran hängt es?“ fragt er sich, und seine Frage klingt ratlos. Wer A sage, müsse auch B sagen. Doch keiner an der Bergstraße sage B, weshalb sich nix ändere. Gesucht werde eine unabhängige Zentrale,  die die ganze Bergstraße zusammenführt und Visionen zu entwickelt. Seine Hoffnung gilt dieser Institution.