Spitze Tafelspitz

fotos: copyright regina trabold
fotos: copyright regina trabold

Wien: Restaurant „Plachutta“

 

„Plachutta“, den Namen sollte sich jeder merken, der nach Wien kommt und Beef aus dem Suppentopf liebt. Hier wird „Tafelspitz“ zelebriert. Und nicht nur das spitz zulaufende Schwanzstück des Rindes (oder Kalbs). Für den Nichtwiener ist das Angebot verwirrend. Denn wer weiß schon auf Anhieb, was ein „Gustostückerl“ ist, außer dass es „gusto“ und damit was Leckeres sein muss. Plachutta serviert das butterzart Gesottene in schicken Kupferkasserollen, die auf heißen Platten warmgehalten werden. Das Fleisch schwimmt portionsgerecht und reichlich in einer Brühe aus Wurzelgemüse, auf der dicke Fettaugen schimmen. Das sieht nicht nur gut aus, es duftet und schmeckt so traumhaft, dass selbst eingefleischte Vegetarier das Wasser im Mund zusammenlaufen muss. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn da gibt es das „Schulter- und das Weiße Scherzel“, das besonders mürbe „Hüferschwanzerl“, das „Klavierspitz“ und das „Magere Meisel“, das saftige Beinfleisch und die gepökelte Zunge. In der kräftigen Brühe, die vornweg als Suppe mit diversen Einlagen sozusagen mit dem Siedfleisch auf den Tisch kommt, finden sich selbstredend Knochen, die zusätzlich Geschmacks-Power verleihen und deren Mark auf einer Scheibe gerösteten Graubrots einen unvergleichlichen Genuss darstellt. Damit nicht genug. Um den Genuss auf die Spitze zu treiben, gibt es einen fruchtigen Apfelmeerrettich und einen unvergleichlich fluffigen Semmelkren. Und so etwas wie die als Rösti ausgebackenen Bratkartoffeln habe ich in meinem ganzen Feinschmecker-Leben noch nicht gegessen. Bier passt gut dazu. Wir haben Grünen Veltliner aus dem Wienviertel vom Weingut Taubenschuss dazu getrunken. Die Preise fürs Fleisch liegen etwas über 20 Euro pro Portion. Für ein Dessert bleibt kaum Platz mehr.  Reiner Trabold

 

fotos: copyright regina trabold