26. September 2018

 

 

Ein Irrsinn

 

Da wird in Biblis auf Kosten des Steuerzahlers ein bestimmt nicht billiges Zwischenlager für radioaktiven Atommüll gebaut. Darin stehen inzwischen mehr als 100 Castoren à 130 Tonnen, das gut verpackte Erbe einer verfehlten, für Stromriesen wie RWE aber einträglichen Energie.

 

Weil es absehbar kein Endlager geben wird, bleib das hochgefährliche Material für Jahrzehnte oberirdisch liegen – während die meterdicken Betonbehälter abgebaut werden sollen, in denen jahrzehntelang von der Außenwelt abgeschlossen Atomenergie gewonnen wurde. Warum, frage ich mich, lässt man das Containment nicht stehen, um es als vergleichsweise sicheres Depot für die Castoren zu nutzen? Mir scheint unplausibel, warum „Zwischenlager“ für hoch- mittel- und schwachradioaktive Abfälle gebaut werden, wo ebenda doch der ganze Bettel auch gegen Zugriffe sicher eingebunkert werden könnte. Die beiden Atom-Eier in Biblis könnte man in fröhlichen Farben anmalen, als erstes endlich die hässlichen Kühltürme abreißen, das angeblich geplante Gaskraftwerk dorthin stellen, wo  jetzt mehrere Menschenleben lang Castoren stehen sollen. Ein Irrsinn, der als Sicherheitskonzept verkauft wird. Reiner Trabold 

 

 

 

 

19. September 2018

 

 Nichts verstanden

 

Nach der Bundestagswahl waren sich die etablierten Parteien einig. Das Ergebnis war eindeutig genug. Die Neuauflage der GroKo stand unter dem Banner „Wir haben verstanden“. Die endlosen Verhandlungen um eine neue Regierung mit einer alten Kanzlerin zeigten genau das Gegenteil. Nix kapiert. Oder so: Verstanden vielleicht, aber wenig daraus gelernt. Die Koalition vollführt nicht zuletzt wegen Seehofer regelrechte Veitstänze. Der Bayer, völlig von der Leine, ist zum Wadenbeißer der Kanzlerin geworden. Und jetzt das: Er stimmt der Entlassung des obersten Verfassungsschützers nach langem Zögern zu - um ihn zu seinem für die Innere Sicherheit zuständigen Staatssekretär zu machen. Mit einer Strafversetzung hat nichts zu tun. Der in Ungnade gefallene Maaßen verdient künftig sogar über die Maßen. Die SPD hatte seine Absetzung gefordert. Das hat sie erreicht, dafür aber eine Kröte schlucken müssen, an der sie ersticken soll. Wie konnte – so war es dem Vernehmen nach – eine Nahles dieser Rochade zustimmen? Es hagelt Kritik. Auch aus den eigenen Reihen. Zu Recht. So wenig verstanden. Es graust einen. von Reiner Trabold