Blick auf die Beine
Heute erfahre ich aus der „Rhein-Main-Zeitung“ der FAZ vom Roboter der Post, der wie ein braver Ehemann seiner Frau hinterherdackelt. Er guckt nur auf die Beine seiner Frau, und schon kann’s losgehen. Großartig. Ich sehe die vielen Möglichkeiten.
Üblicherweise lese ich vor allem in der Zeitung, für die ich mehr als 35 Jahre als Redakteur gearbeitet habe. Ich spare mir das Wort „verantwortlich“, weil jeder Redakteur verantwortlich arbeitet oder arbeiten sollte. An dieser Stelle will ich einfangen, was mir zu allererst ins Auge fiel.
Heute 5. Oktober 2017:
Zwei Seiten Frankfurt
Im Blatt wird mir heute auf den beiden Stücken „Rhein-Main und Südhessen“ mal wieder fast ausschließlich Material mit der Ortsmarke „Frankfurt“ angeboten. Zwei Ausnahmen. Ein kurzer Bericht über den Abbau der Einheitsfeier aus Mainz und der Bericht über ein schlimmes Sexualverbrechen in Hünstetten im Rheingau-Taunus-Kreis mit dem ebenso exklusiven wie überflüssigen Foto von zwei Polizisten vor der Sprechanlage eines Hauses.
Für Kiffer
Nicht nur der Prozess vorm Landgericht Darmstadt über eine Messerattacke verspricht Einblicke ins Drogengeschäft. Ein Aufmacher-Foto im Lokalteil zeigt Kiffern auch, wie ein Joint gedreht wird. Echte Verbraucher-Info.
Wieder eine Bombe
Zum erneuten Fund einer Weltkriegs-Bombe in Frankfurt. Rätselrätsel. Die Bombe „sollte“ entschärft werden und 2000 Menschen „sollten“ ihre Häuser verlassen. Ich habe mich heute früh gefragt, ob die Bombe nun entschärft wurde oder nur „sollte“. Zudem rätsele ich seit der spektakulären Bombenräumung im September und der größten Evakuierungsaktion in der Geschichte des Landes nach dem Weltkrieg, ob Bomben nicht nach dem Verursacherprinzip von denen entschärft werden „sollten“, die sie abgeworfen haben. Oder ist Deutschland eigentlicher Verursacher, weil es mit dem unseligen Krieg begann?
Exklusive ZEIT
Der „ZEITshop“ fiel mich nicht ins Auge, sondern aus der heutigen Ausgabe Nr. 41 entgegen. Ich gucke da gern rein, um zu sehen, was ich mir mal wieder nicht leisten kann und will. Zum Beispiel die „Bürotasse“ mit dem individuell aufgepinselten Namen für feine Büro-Pinsel für süber 100 Euro. Oder der limitierte „ZEIT Geist“ in drei schicken Schnapsflaschen. Darunter eine „Stormarner Himbeere“. Wenn das nicht exklusiv ist.“ Nicht zu vergessen: der „Flieger-Chronograph 103 TI AR“ der mit der ZEIT geht für nur nicht mal 3000 Euro. Soll ich weitermachen? Die „ZEIT“, die ich sehr schätze, ist für schlappe 5.10 Euro zu haben. Leiste ich mir im Abo seit fast 50 Jahren. Hätte ich mir das all die ZEIT gespart, könnte ich mir jetzt die ZEIT-Uhr so leisten…
So geht Werbung
In der WELT habe ich heute ein 28-Seiten. Supplement gefunden, „eine unabhängige Themenergänzung von European Media Partner“, das ich wirklich allen empfehlen kann, die Werbung gut verpacken wollen. Anzeigen mit dazugehörigen themenbezogener Info, die auch noch lesbar ist. „Advertorial“ nennt sich das Produkt. In der WELT erfahre ich auch, dass Staubsaugerpionier Dyson E-Autos bauen will, die ohne Müllbeutel auskommen. Klasse.
alle Texte copyright Reiner Trabold