„Krone“ ohne Stern

fotos: copyright regina trabold
fotos: copyright regina trabold

 

Die Frage, wann Michelin der „Krone“ endlich die Krone aufsetzt, stelle nicht nur ich mir. Ausschlaggebend kann keinesfalls die konstante Küchenleistung von Karl-Ludwig Wölfelschneider sein. Das Weinangebot, von Sommelière Iris Wölfelschneider-Daab mit Sorgfalt zusammengestellt, scheidet als Grund ebenfalls aus.Nun. Die Wölfelschneiders kommen gut ohne aus. Und dennoch wurmt es.

 

Wir haben mehrere Gerichte aus der Menükarte probiert - und nicht den kleinsten Fehler zu bemängeln. Zur Begrüßung genießen wir  ein Glas vom exquisiten Spätburgunder-Sekt vom kleinen, aber feinen Weinguts „Stich“ in Bürgstadt.

 

Das siebengängige „Menü zur Jahreszeit“ (110 Euro). Die „Symphonie der Region“ (85 Euro), die mit Saibling, Reh, Stubenküken und Hüttenthaler Käse Heimisches betont, das Vegetarische mit vier Ausflügen ins Grüne (45 Euro). Ich interessiere mich für die Jahreszeit, wobei unklar ist, welche gemeint sein könnte. Die Komposition Jakobsmuscheln/Chorizo/ Artischocken lässt allerhand Spielraum zur Interpretation, sowohl für den Gast als auch für die Küche. Die zarten Jakobsmuscheln mit dem spanischen Raubein Chorizo zu kombinieren, gelingt nur, weil von der scharfen Paprikasalami ein Fond hergestellt wurde. Jeder Happen schmeckt.

 

Oder Steinbutt, Kalbszunge, Pfifferlinge. Selten hatte ich alles so auf den Punkt zubereitet auf dem Teller. Ähnlich dem Steinbutt ist auch  der Saibling innen glasig, doch hier macht ein  Schaum vom Räucheraal geschmacklich das Rennen.

 

Das stattliche Kalbskotelett  ist nur dort für das Messer undurchdringlich, wo der lange Stielknochen im Weg ist, ansonsten saftig, butterzart und rosa im Kern. Ein mit Salbeiblättchen aromatisierter und auf Blattspinat gebetteter Schmaus in einer Lache aus dunkelbrauner Glace vom Kalb und drei Gnocchi. Tandoori-Masala gibt dem Lammrücken einen indischen Touch. Kommt exotisch. Dazu lasse ich mir den kräftigen Spanier aus dem Ribera del Ruero  schmecken, immerhin ein 2011er, den Iris Wölferschneider-Daab ausschenkt und der vorzüglich mit dem Lamm korrespondiert.

Es wäre rundweg gelogen, wenn wir danach nicht noch Lust auf einen krönenden Abschluss verspürten. Nicht mehr viel, aber das, was noch kommt, befriedigt alle Sinne.

In der „Krone“ ist es – vor allem an Wochenenden – ratsam zu  reservieren. Das Haus ist zwar im Odenwald versteckt, aber der Weg dorthin ist Gourmets im ganzen Rhein-Main-Gebiet bekannt. von Reiner Trabold

 

„Krone, Rondellstraße 20, 64739 Höchst-Hetschbach

06163 931000. Das Gasthaus ist nicht barrierefre

 

 

fotos: copyright regina trabold