Aus der BTHVN-Edition des Weinguts Wegeler

fotos copyright: regina trabold
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Der Weinschmecker

 

O, welch ein Augenblick, ein Roter, der Spaß macht

 

Nachdem Minister Don Fernando in Beethovens Oper Fidelio Leonore auffordert, ihrem gefangenen Florestan die Ketten abzunehmen, singt sie „O, welch ein Augenblick“. Dieser Freudenschrei ziert das Etikett des 2011er Pinot Noirs des Weinguts „Krone“ zum BTHVN-Jahr 2020.

Wir öffnen die Flasche mit der Aufschrift „O, welch ein Augenblick“. Assmannshäuser Spätburgunder. Der Rote hat uns Hochachtung abgenötigt, seit wir in Ernst Elias Niebergalls „Datterich“ davon hörten. Die Posse des Darmstädter Dichters um den gerissenen Schnorrer namens Datterich ist reich an Lebensweisheiten. Datterichs Vorliebe für den edlen Wein vom Rhein führt mich zu Ludwig van Beethoven, dessen Lebensweg (1770 bis 1827) sich mit dem sehr kurzen Leben Niebergalls (1815 bis 1843, er wurde nur 28 Jahre alt) kreuzte. Belegt ist vom genialen Komponisten, dass er mit den Worten „Schade, schade, zu spät“, bedauert haben soll, die nach Wien gelieferten Flaschen Rheinwein nicht mehr leeren zu können. Beethoven und Franz Gerhard Wegeler, Begründer des Rheingauer Traditionsweinguts, waren lebenslang befreundet. Die einzige Oper Beethovens, Leonore, später in Fidelio umbenannt, ist Wegelers Ehefrau Eleonore von Breuning gewidmet, die Klavierschülerin Beethovens war. Beide Freunde schwärmten von ihrem „Lorchen“. Der eine heiratete, der andere vertonte sie.

 

 O, welche Freude, dass die freundschaftliche Verbindung zwischen Wegeler und Beethoven im Beethovenjahr in einer Sonderedition ausgewählter Tropfen wieder aufblüht. Darunter besagter Assmannshäuser Pinot Noir des Weinguts „Krone“. Die Krone gehört seit mehr als zehn Jahren zu Wegeler. Auch die Verbindung von Wegeler und Krone entstand aus einer engen Freundschaft. Die Wegeler-Inhaber Anja und Tom Drieseberg pflegten sie mit dem 2014 verstorbenen Botho Jung vom Weingut Krone. Die Driesebergs führen die Krone seither in der Familientradition weiter. Das Weingut „Krone“ entstand vor 150 Jahren unter Leitung von Erwin Brück. Der damals in den Fels geschlagene 60 Meter lange Stollen ist noch heute einer der bedeutendsten Naturfelskeller Deutschlands, der noch bewirtschaftet wird.

  

Wir haben den Roten (O, welch ein Augenblick) Schluck für Schluck genossen. Aber „Zigarillo, Rauch, pfeffrige Noten, Piment, Walderdbeere, Himbeere, Preiselbeere und leichte Noten von Kirschlikör“, von denen 2015 der Weinguide „Falstaff“ schwärmte, haben wir nicht herausgeschmeckt, auch keine „frischen Waldpilze, feuchtes Laub, Moos, Lakritze und Zwetschgenmus“, die eine Weinkennerin wie Paula Bosch sensorisch ertastet hat.

 

Kontakt: Dr. Tom Drieseberg, Weingüter Wegeler, Friedensplatz 9-11, 65375 Oestrich-Winkel

E-Mail: info@wegeler.com, Website: www.wegeler.com

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