Fleischlose Wurst

Vegane Ernährung ist zu einem ernstzunehmenden Trend geworden – Die Gemeinde wächst rasant

 

In einem denkwürdigen Feldversuch wurde mal einer ganzen Bundeswehr-Kompanie fleischlose Currywurst untergejubelt. Keiner schmeckte heraus, dass die gut gewürzte Wurst aus Soja war. Reden wir uns nur ein, dass uns Fleisch und Wurst schmecken?  Dass wir es zur Proteinversorgung des Körpers brauchen? Warum wächst die Gemeinde der Veganer und Vegetarier? Warum lehnen immer mehr Menschen Fleisch von Tieren und tierische Produkte aus ethischen Gründen ab, haben ökologische, politische, gesundheitlichen oder religiöse Motive? „Was zählt ist, dass es der Gesundheit, den Tieren und dem Planeten gut tun wird“, schreiben Celine Stehen und Joni Marie Newman im Vorwort des Buches „Vegan kochen“.  Klar sein dürfte, dass die Beweggründe von allem etwas haben. Ginge es nur darum, sich gesund zu ernähren, könnte ich mich für vegan erwärmen. Es geht auch nicht nur um die Tiere, denn sonst wäre ja vegetarisch genug des Guten. Wenn ich auf tierische Produkte jeder Art verzichten will, brauche ich keine „verblüffend echt schmeckende Imitate von Huhn über Ente, Schinken bis zu Krabben und Thunfisch“. Die Rezepte der Autorinnen zeigen, wie man sich durchs „Veganisieren“ ohne tierische Produkte „mit gutem Gewissen“ ernähren kann, ohne auf Schnitzel  oder Hacksteak verzichten zu müssen.   Seitan aus Weizeneiweiß, Maca-Pulver, Nährhefe, Öle und Pflanzenmilch, Seidentofu, Sojagranulat als Ersatz für Hackfleisch, veganer Reibkäse und Agavendicksaft zum Süßen, Xanthan zum glutenfreien Backen, Mittel zur tierfreien Ernährung gibt es reichlich.  Sogar Wein soll ja vegan sein, wenn nur nicht mit tierischem Eiweiß oder Gelatine geklärt wurde. Dass alle möglichen Insekten mitgekeltert wurden und Hefen ja auch Mikroorganismen sind, mithin Kleinstlebewesen, bleibt dabei unberücksichtigt.

Es bleibt das Gefühl, dass es hier vor allem darum geht, dem  „Königreich der Tiere auf unserer Welt wieder mehr Respekt und einen schöneren Lebensraum“ zu verschaffen“. Vegan scheint ein Reflex aus übersteigerter Tierliebe, auf Lebensmittelskandale, Massentierhaltung und Erniedrigung der Kreatur als Nahrungslieferant einer schier unersättlichen Gesellschaft der Fleischfresser. Nicht abzustreiten, dass daran viel Wahres ist.

 

Celine Stehen, Joni Marie Newman, „Vegan Kochen“, Verlag Dorling Kindersley, 272 Seiten, 14.95 Euro