06. März 2023

Auf dem Holzweg

In meiner Zeitung habe ich am Wochenende das zweite „Buch“ mit Interesse gelesen. Der Wald als Opfer. Ausgerechnet Holzpellets sollen helfen, die Erderwärmung zu stoppen? „Auf dem Holzweg“ titelt die „Süddeutsche“ einen Beitrag, den gleich fünf Journalisten in den Wäldern von Noth Carolina, Rumänien und Deutschland eingesammelt haben. Fazit: Es ist gelogen, dass der Brennstoff Holz klimaneutral sei. Die Autoren lassen nicht gelten, dass natürlich gewachsenes Holz beim Verfeuern grünes CO2 freisetzt. Vielmehr verschwänden riesige Waldflächen in den Öfen. Es wird als ein fürchterliches Gemetzel geschildert. Riesige Bagger füttern die Häckselmaschinen. Worauf haben wir uns nur eingelassen, als wir auf klimafreundliches Heizen setzten und uns für viel Geld eine Pelletsheizung aufschwatzen ließen? Nicht nur, dass Holzpellets auf Grund des Gaslieferstopps aus Russland urplötzlich vier-, fünfmal so teuer wurden wie vor dem unseligen Krieg Putins gegen die Ukraine, jetzt werden sie auch noch als Umweltfrevel und Raubbau angeprangert. Zwar verfügt Deutschland über ausreichend Holz, weil hier in den vergangenen Jahren rund 500000 Hektar Wald (knapp 5 Prozent der Gesamtfläche) durch Stürme, Trockensommer und Borkenkäfer verloren gingen. Trotzdem wird orakelt, dass schon bald deutsche Kohlekraftwerke auf Pellets aus den geschredderten Wäldern Nordamrikas betrieben werden. Holz aber habe einen höheren CO2-Ausstoß als Kohle und Gas, werden „Wissenschaftler, die sich mit Wald und Klima befassen“ zitiert. Ich behaupte: Die Atmosphäre wird vor allem durch das Verfeuern der in der Erde gebundenen Brennstoffe Öl, Kohle und Gas angeheizt und nicht durch nachwachsendes Holz. Obwohl es sich Hunderttausende, ja Millionen in Deutschland ihre Wohnungen in Zeiten von teurem Gas und Kohle mit Holz in offenen Kaminen und bullernden Öfen warm machen und damit Feinstaub in die Luft pusten, landen ausgerechnet technisch ausgereifte Pelletheizungen auf dem Scheiterhaufen übereifriger Kritiker. Zu denen zähle ich auch die Autoren der SZ. Mir scheint, sie sind es, die sich auf dem Holzweg befinden. Reiner Trabold 

1. März 2023

Vielversprechend

Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius beginne „viel versprechend“, schreibt Peter Carstens in der Sonntagszeitung. Nun, viel zu versprechen ist für einen Politiker egal welcher Couleur erst einmal keine Auszeichnung. Vielleicht ist aber auch das Wort vielversprechend im Sinn von hoffnungsvoll gemeint und in der Überschrift nur getrennt geschrieben, weil es sonst nicht in die Zeile gepasst hätte. Am Montagabend hat dann der markige Oppositionsführer Fritze Merz (mal wieder) darauf hingewiesen, die Union habe von der Ampel-Regierung ein Durchstarten mit mehr Tempo erwartet. In der Tat sind die Zeiten nicht so, dass man nach Verkünden der „Zeitenwende“ vor einem Jahr zur Tagesordnung hätte übergehen können. Wer allerdings glaubt, die Mängel bei der Bundeswehr seien mit einem Sack voller Geld im Handumdrehen zu beseitigen und mit Pistorius nicht ein Minister, sondern ein Magier engagiert worden, der täuscht sich – und die Öffentlichkeit. Bevor für die Landesverteidigung in den Geldtopf gegriffen wird, sollten erst einmal strukturelle Schwachstellen im Beschaffungswesen beseitigt werden. Das haben Vorgängerregierungen leider versäumt. Die Bundeswehr war nämlich nicht so unterfinanziert, dass nicht hätte investiert werden können. Das zeigt beispielsweise die Vergoldung des aufgetakelten Schulschiffes „Gorch Fock“ für die Marine, die frech behauptet, bisher beim Geldverteilen immer zu kurz gekommen zu sein. Wer in seinem Kommentar schreibt, die Bundeswehr sei „heute schlechter auf die Landes- und Bündnisverteidigung vorbereitet als vor einem Jahr“, lässt außer Acht, was Deutschland der Ukraine an Material und Geld geliefert hat und noch liefert. Ich finde, das ist vielversprechend. Reiner Trabold

12. Februar 2023

ZEIT-Riss

„Die Vertrauensfrage“ überschreiben die ZEIT-Autoren Robert Pausch und Holger Stark eine über zwei ZEIT-Seiten ausgebreitete Geschichte über einen „Riss“ zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen). „Entzweit“ seien die beiden in Sachen Panzerlieferungen an die Ukraine titelt das Blatt und treibt auch optisch einen Keil zwischen die beiden, zerreißen den Vorhang oder das Tischtuch. Was Wladimir Putin nicht schafft, nämlich den liberalen Westen zu spalten und auseinanderzutreiben; der ZEIT gelingt es mit einer aufgemotzten Recherche mit dem einzigen Zweck, die Ampel mit dem Spaltpilz zu impfen. Und ich frage mich: Was soll das? Und warum gibt sich eine Zeitung wie die ZEIT dazu her, sich über „Loyalität“ und das „Verhältnis zwischen Politik und Moral“ in dieser Weise auszubreiten? Nun, das Ampel-Bashing ist in Mode gekommen in deutschen Medien. Wohl auch deshalb weil sich die Koalition vorgenommen hat, Interna als solche zu behandeln, wird recht viel hineininterpretiert und herausgehört. Mag sein, ja es ist sogar wahrscheinlich, dass es zwischen den beiden Dissens gibt, dass zwischen Kanzler und Außenministerin so etwas wie Sprachlosigkeit herrscht. Das Blatt, das ich seit 50 Jahren abonniert habe und lese, mokiert sich aber darüber hinaus, wie „überkontrolliert Scholz Politik betreibt“. Und beruft sich ausgerechnet auf Baerbocks Käfigrede zur Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst in Aachen, um den so groß aufgemachten „Riss“ zu belegen. Die Außenministerin scheine die Autorität des Kanzlers nicht anzuerkennen und stelle ihren Chef bloß. Baerbock gescherzt, sie wäre ja als Leopard verkleidet gekommen, wenn sie nicht Sorge gehabt hätte, das Kanzleramt erteile ihr wochenlang keine Reiseerlaubnis. Ja, Herrgott Jokus. Daraus leiten zwei versierte Journalisten her, dass („ganz gleich welcher Lesart man glaubt“) der Schaden „unbestreitbar“ bleibt, „den die vergangenen Monate angerichtet haben“. Baerbock erwecke den Eindruck, die Politik des Bundeskanzlers zu „hintertreiben“. Ich behaupte: Hier über- und hintertreiben zwei. Robert Pausch und Holger Stark in der ZEIT. Deifaches Helau und Narhallamarsch. Reiner Trabold

 

3. Februar 2023

Kaputtgespart

Den Chatbot habe ich  beauftragt, die Lage zu analysieren. Er hat keine zehn Sekunden gebraucht, um folgendes zu formulieren:

Na, endlich fällt die Maske, und auch die Deutschen können wieder aufatmen: Pandemie ade. Wir sind wieder frei. Und können so weitermachen wie vor Corona. Die deutsche Industrie freut sich, dass es trotz Krieg, Gas-Engpässen, Inflation, Klimawandel und Energiewende ein – wenn auch bescheidenes - Wirtschaftswachstum gibt, dass die Arbeitslosenzahl nicht steigt (obwohl eine Menge Fachkräfte fehlt) und die Aktien ihr hohes Niveau halten. Kurz: Es könnte schlechter gehen. Dennoch schallt es pausenlos aus dem Medienwald, wie schlecht die Ampel in Berlin die Krisen manage. Beispiel: Materialengpässe und deutlich gestiegene Zinsen sind der Bauwirtschaft in die Parade gefahren. Warum, frage ich mich, nimmt man nicht zu Kenntnis, dass ein vor dem 24. Februar 2022 formuliertes, ehrgeiziges Ziel von 400.000 Sozialwohnungen im Jahr unter anderen Vorzeichen schwerer oder gar nicht zu erreichen ist. Auch die Bauwirtschaft braucht ähnlich wie die Bundeswehr ein Sondervermögen, genauso wie die Bahn, die Digitalisierung, Klima-, Natur- und Tierschutz, das Bildungs- und nicht zuletzt auch das Gesundheitswesen. Alles kaputtgespart und der schwarzen Null geopfert. Wir können sie uns Sparsamkeit nicht leisten. Weil Staat wie Wirtschaft von Investitionen und Wachstum leben. Schulden lasten weniger als eine nicht intakte Infrastruktur .  Reiner Trabold

18. Januar 2023

 

Der Fall Lambrecht

Kaum hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) dem Druck der eigenen Schwäche nachgegeben und die Flinte ins Korn geworfen, da geht es auch schon los mit dem Kreuzfeuer auf die Bundesregierung. Dass von allen Seiten gegen Lambrecht gefeuert wurde, habe ich nach ihrem privaten Video aus der Silvesternacht ja noch verstanden. Der Fehlschuss wurde schließlich oft genug gezeigt. In der Kritik der Kompanie stand sie von Anfang an, weil sie den deutschen Soldaten 5000 Helme wegnahm und der ukrainischen Armee schenkte. Dabei hat die Bundeswehr nichts herzugeben. Denn ihr fehlt es angeblich an allem, selbst an warmen Unterhosen und Socken. Und das trotz 100 Milliarden Euro Sondervermögen. Was bitte schön hat Lambrecht mit dem ganzen Geld gemacht? Dann kommt auch noch Wolodymyr Selenkyjs und fordert Leos für die Ukraine, weil seinen Soldaten schwere Geschosse im Kampf gegen Putins Übermacht fehlen. Richtig in Ungnade gefallen ist sie in der öffentlichen Meinung, als sie mit ihrem Sohn im Hubschrauber (die ja angeblich gar nicht fliegen können) in Urlaub geflogen ist. Ungeschickt, wie einiges in Lambrechts Amtszeit. In der deutschen Landesverteidigung liegt trotz der vom Kanzler ausgerufenen „Zeitenwende“ vieles im Argen. Dies Christine Lambrecht zur Last zu legen, ist freilich dreist. Tatsache ist: Sie hat eine Bundeswehr übernommen, die in 16 Jahren CDU-Kommando in Grund und Boden gewirtschaftet wurde. Zwei Vorgängerinnen haben es nicht auf die Reihe gebracht, die Verteidigung des Landes neu zu strukturieren, das Beschaffungswesen zu reformieren und zu straffen. Dann kam die SPD-Politikerin ins Amt und nur wenige Wochen später Putins Überfall auf die Ukraine. Erst dann fiel auch denen auf, die bisher das Sagen hatten, dass Deutschland auf einen Ernstfall nicht vorbereitet ist. Was denkt sich die Union dabei, jetzt auch noch Kritik daran zu üben, dass der niedersächsische Innenminister Boris Pristorius (er hat im Gegensatz zu den Vorgängerinnen gedient) im Schleudersitz der Nation Platz nimmt? Der Kanzler, dem gern Führungsschwäche vorgeworfen wird, hat nach Lambrechts Abschiedsbrief zügig gehandelt. Wenn nach der Entscheidung für einen Mann an der Spitze der Bundeswehr auch noch beanstandet wird, dies störe die von Scholz leichtfertig versprochene Parität im Kabinett, kann ich mich nur wundern. Reiner Trabold

Deutsche Mangellage

Kaum ist die Ampel in der Regierungsverantwortung tun sich an allen Ecken und Kanten Krater auf. Deutsche Mangelerscheinungen: Es gibt – in Kriegszeiten besonders gefährlich - zu wenig Munition. Es fehlen Lehrer und Hausärzte, ja sogar an wichtigen Medikamenten hapert es. Die Bahn ist heruntergewirtschaftet und kommt, wann sie will. Die Autobahnen sind mit Baustelle gepflastert und zugestaut, die Kliniken sind nach drei Jahren Pandemie am Ende und jetzt droht ihnen auch noch eine Revolution. Die Bundeswehr ist zu einem jämmerlichen Haufen vorkommen, die Energiewende ausgebremst ins Stocken geraten. Gut dass der Winter auch auf sich warten lässt, denn Gas und Öl zum Heizen kann ja keiner mehr bezahlen. Bei der Inflation! Ich werde müde, alles aufzuzählen, was diese neue Regierung in nur einem Jahr alles verbockt und nicht vorangebracht hat. Woran es Deutschland auf einmal alles fehlt, entdecken jetzt vor allem die, die jahrelang zuständig waren. Sie sollten schleunigst wieder ans Ruder kommen, um es rumzureißen. Oder zumindest den Karren aus dem Dreck ziehen, in den ihn diese Ampel gefahren hat. Reiner Trabold

 

6. Januar 2023

 

C-m-b

Drei Buchstaben schreiben die Sternsinger dieser Tage nach ihrem Vortrag und dem Erhalt einer Gabe mit Kreide an oder über viele Haustüren. Die drei Buchstaben seien ausdrücklich nicht die Initialen der drei heiligen Könige Caspar, Melchior und Baltasar. Das läge nämlich zu nahe. Es handele sich vielmehr um die Kürzel Christus mansionem benedicat, Christus segne dieses Haus, belehren Kirchen- und Lateinkundige gern. Dabei liegt doch auf der Hand, dass die Anfangsbuchstaben der Könige nicht zufällig auch die des Segensspruchs sind. Dass die katholische Kirche ihren Nachwuchs zum Jahresbeginn in Königskostümen zum Singen von Haus zu Haus ziehen lässt, dient einem karitativen Zweck. Allein der heiligt die Mittel. Reiner Trabold