22.02.2018

 

Unter aller Kanone

 

Wie das? Deutschland, Exportmeister von Waffen aller Art, ist schlechter gerüstet als manche Bananenrepublik. Der Truppe fehlen nicht nur verteidigungsbereite Hubschrauber, Flugzeuge, U-Boote, Panzer, sondern auch warme Unterhosen, Westen und – man glaubt es nicht – Zelte. Vorbei die Zeiten, da sich Minister und Kanzler noch dafür rechtfertigen mussten, mit Fluggeräten der Bundeswehr durch die Gegend transportiert worden zu sein. Es fliegt nichts mehr. Und abtauchen können in der Armee allenfalls noch Rechtsverblendete, die gern Landser spielen und die Bundeswehr für erniedrigenden Umgang mit ihnen unterstellten Rekruten missbrauchen. Verteidigungsministerin von der Leyen ist nach den offen zutage tretenden Mangelerscheinungen ihre Truppe politisch zum Abschuss freigegeben. Einiges wäre der so schnittig und streitbar auftretenden Dame nachzusehen, hätte sie nicht schon vor Jahren so vollmundig Besserung versprochen. So aber sieht es nun so aus, als seien die Deutschen nicht nur unfähig, Flughäfen zu bauen und Regierungen zu bilden. Sie sind offensichtlich noch nicht einmal mehr in der Lage, in einer deutschen Paradedisziplin ihren Tugenden gerecht zu werden. Reiner Trabold

 

 

 

10. Februar 2018

 

Schluss mit Schulz

 

Also doch nicht. Noch-SPD-Chef Schulz beendet das GroKo-Theater mit einem politischen Salto mortale. Ein Kunststück, mit dem er sich selbst von der Bühne gefegt hat. Der Partei zuliebe. Warum, um Himmels Willen und wider besseres Wissen, hat Schulz die SPD nach den erfolgreichen Koalitionsverhandlungen mit der Union aufs Personal-Karussell gesetzt, bevor die Mitglieder über Inhalte abgestimmt haben? Was hat Schulz geritten, sich ausgerechnet das Amt auszusuchen, das er schon dem amtierenden Außenminister Gabriel zugesagt hatte? Wer die SPD unter dem Joch der CDU vermutet, sieht sich getäuscht. Denn das Joch ist sie selbst. Wieder einmal stellen sich die Genossen im Gerangel ums Personal selbst ein Bein. Schulz weg. Gabriel vielleicht noch an Bord. Nahles nach dem Motto, wer am lautesten reden kann, taugt zur Chefin, der ersten in der Geschichte der Partei.  Bleibt abzuwarten, was die Basis zu all dem sagt. Vielleicht erfüllt sich der Wunsch des kleinen Kühnert – und das ganze Drama war nur ein Vorspiel. von Reiner Trabold

 

 

 

7. Februar 2018

 

Also doch

 

Parteichef Schulz wird Teil der Regierung, was er nach der Wahl kategorisch ausgeschlossen hatte. Das ist nun schon der zweite Salto rückwärts. Ein Kunststück. Warum wird man als Wähler den Eindruck nicht los, dass alles so weitergehen könnte wie bisher? Die SPD unter dem Joch der CDU. Gibt sich mit Trippelschritten zufrieden. Die Koalitionsverhandlungen ein zähes Ringen bis ins detaillierte Detail, um Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein müssten. Es muss doch jeder einsehen, dass die Zweiklassenmedizin eines von vielen Zeichen für eine gespaltene Gesellschaft ist. Der Riss wird jetzt wieder mit Milliarden gekittet und übertüncht, anstatt Missstände und Fehlentwicklungen grundsätzlich anzugehen. Vom großen Wurf war oft die Rede, doch weder Jamaika noch Schwarz-Rot haben ihn hinbekommen. Dabei wäre er so notwendig. Dass Schulz jetzt  ein Ministeramt übernimmt, ist konsequent, wenn auch ein weiterer Wortbruch. Er ist der Mann für Europa, und hier liegt die große Hoffnung, nein, Erwartung. Mit Europa steht und fällt alles. Auch Brüssel bedürfte eines großen Wurfs. Der französische Präsidenten Macron hat vorgelegt, während er im Klein-Klein der Sondierungen verstrickt war.  Die neue Regierung in Berlin muss die Achse mit Paris stark machen und die von Nationalisten bedrohte EU festigen. Wird Nahles nach dem Motto, wer am lautesten reden kann tatsächlich für Schulz Chefin der Sozialdemokraten? Davon ist ernsthaft die Rede. Der Partei bleibt auch nichts erspart. Warten wir mal ab, was die Basis zum Koalitionsergebnis sagt. Reiner Trabold