Im „Berghof“ Pfiffiges aus den Wäldern

fotos: copyright regina trabold
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Noch vor dem Gruß aus der Küche (einer Mini-Frühlingsrolle) kommt die Karte auf den Tisch. Sie verheißt „Jetzt geht’s mit Pfifferlingen los“.  Auf der Homepage macht der „Berghof“ in Erzbach schon seit geraumer Zeit mit Schwammerl-Gerichten Appetit. Wir werden verwöhnt.

 

Nach dem Knusperröllchen gibt es Pfifferlinge (im Winter ersetzen wir den Pfifferling einfach mit dem Champignon) satt. Nein, sie kommen nicht aus Odenwälder Wäldern. So viel ist klar. Ein Pilz, der Heimat suggeriert, seine Herkunft aber gern verschweigt. „Irgendwo aus dem Osten“, heißt es meist nebulös. Ist ja auch egal, denn sie schmecken. Zum Beispiel als lauwarmer Salat zu gegrillten Garnelen. Aus Fernost. So viel zum Thema Regionalität. Aber lecker ist die Komposition, und das zählt. Im Kräuterrahm zum Semmelknödel weckt der gelbe Edelpilz schon eher heimatliche Gefühle. Man könnte sich zum Kloß setzen und in der Sauce baden. So unverschämt gut, dieser Klassiker.

 

Natürlich passen Pfifferlinge auch zum Rumpsteak (22.50 Euro), das unaufgefordert in der richtigen Garstufe (medium) auf den Tisch kommt. Reichlich Pilze sind mit Zwiebel und Speck gebraten. Eben dieser macht das gesamte Gericht zu salzig. Diesen Abstrich müssen wir leider machen. Insgesamt ist das Gericht aber tadellos – was auch für die knusprigen Bratkartoffeln gilt.

 

Wir hätten den Berghof hochzufrieden verlassen und wären gut gesättigt aus den Bergen zurückgekehrt, hätten wir uns nicht kulinarisch mit einem Berghof-Schnitzel (12,90 Euro) beschäftigen müssen, zu dem ein anständig angemachter Salat mit Rohkost gehört. Wir erklären uns den Namen des mit Schinken, Käse und Ananas überbackenen Schnitzels so, dass es eines der Gerichte war, das in den Fünfzigern den Erfolg des Gasthauses mitbegründete. Für Freunde des Toasts Hawaii von Fernsehkoch Klemens Wilmenrod, ein Kontrapunkt zur Schwammerl-Schwemme.

 

Das Dessert ist wie angekündigt „klein aber fein“. Espresso mit hausgemachtem Erdbeer-Rahmeis (5 Euro), wobei beim lauwarmen Heißgetränk noch Luft nach oben ist. Das cremige Rahmeis hingegen hält was es verspricht, ein delikater Schlusspunkt.

 

Die Weinkarte ist unspektakulär, die Auswahl steigerungsfähig.. Wer auf Bier steht, wird von der nahen Schmucker-Brauerei bestens bedient. Der Williams vom Odenwälder Edelbrenner Helferich ist als Digestif eine ausgezeichnete Wahl. Wohl dem, der sich danach in einem der Betten des Hauses zur Ruhe legen kann.

 

 

 

Hotel „Berghof“ Forststraße 44, 64385 Reichelsheim, 06164 2095

 

von Reiner Trabold

 

fotos: copyright regina trabold