© Gerrit Sievert
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25. Oktober 2020

 

Zu Thomas Oppermanns Tod

 

Der Schock über den unerwarteten Tod eines der Besten in der SPD sitzt tief. Mit 66 Jahren wurde er aus dem Leben gerissen, auch aus dem politischen Schaffen. Der eloquente Jurist wird seiner Partei nicht nur im Wahlkampf fehlen. Ich habe Oppermanns ruhige sachliche Art, auch seinen oft schelmischen Witz und seine pointierte Kritik geschätzt. Er war alles andere als ein Partei-Ideologe, das machte ihn mir sympathisch. Ein großer Verlust für eine Partei, die den Boden unter den Füßen zu verlieren scheint – vor allem, wenn sie solche Repräsentanten für immer abtreten. Erst vor kurzem hatte er angekündigt, dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören zu wollen, sich zurückzuziehen und sich anderen Dingen zu widmen. Dass er jetzt für immer von der Bildfläche verschwindet, ist tragisch. Thomas Oppermann war 15 Jahre lang Abgeordneter im niedersächsischen Landtag, danach ebenso lang Mitglied des Bundestages. Seinen Wahlkreis Göttingen hat er trotz der Talfahrt der SPD viermal direkt gewonnen. Er war Minister in Hannover, parlamentarischer Geschäftsführer und später auch Fraktionsvorsitzender, derzeit stellvertretender Bundestagsvorsitzender in Berlin. Ein erfülltes politisches Leben. Wir kannten uns nicht persönlich, aber sein Tod macht mich betroffen. von Reiner Trabold