Julius Echter und sein gutes Werk

fotos: copyright regina trabold
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Das Würzburger Juliusspital ist eine soziale Stiftung – und Deutschlands zweitgrößtes Weingut

 

Der Betriebsleiter  des Juliuaspital, Horst Kolesch, studierte in Gießen Agrarwissenschaften. Er kam 1985 zum zweitgrößten Weingut Deutschlands, wurde schon ein Jahr später dessen Leiter. Ihm gefalle die Vielseitigkeit seines Berufs, erzählt Kolesch, der in einem Weingut aufwuchs. Es gehe dabei um Natur, nicht zuletzt um Genuss und die Kommunikation mit Menschen. Zum Silvaner, der nicht nur im Juliusspital, sondern in ganz Franken eine wichtige Rolle spielt, hat Kolesch ein besonderes Verhältnis.   Glockenheller Duft, saftiger Geschmack, ein angenehmes Mundgefühl und viel Länge kennzeichneten den Silvaner, den er zum Essen schätze, gleichwohl jeden Tropfen sorgfältig aussucht. „Beides muss zusammenpassen, alles andere verdirbt den Genuss“, sagt er. Nun. Kaum einer hat mehr Auswahl als er.

2013 verabschiedete sich Kellermeister Benedikt Then in den Ruhestand. Er war mit 14 ins Weingut gekommen und ging 47 Jahre später mit 61. Für den umtriebigen  Then kam Nicolas Frauer, der seine Wurzeln auf der Schwäbischen Alb  hat  - einem Nichtweinbaugebiet. Der junge Mann, unter 30 Bewerbern ausgesucht, hatte beachtliche  Lehrmeister. Gelernt hat Frauer bei Joachim Heger in Ihringen am Kaiserstuhl. Er praktizierte an der Côte de Nuits (Bourgogne), studierte Oenologie in Dijon, arbeitete danach in Kanada und nach seiner Rückkehr nach Deutschland beim angesehen Weingut Georg Mosbacher im pfälzischen Forst.

Eine  „spannende Aufgabe“ sieht Frauer in dem, was er geerbt hat.  172 Hektar Rebfläche, aus denen der Wein jährlich in mehr als eine Million Bocksbeutel fließt. Dass sie im Dezember alle verkauft sind, wertet der Kellermeister als „gutes Zeichen“.

Das Weingut ist Teil einer gemeinnützigen und mildtätigen Stiftung, die 1576 vom Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn gegründet wurde. Mit Gewinnen, die das Weingut erwirtschaftet, werden noch heute soziale Aufgaben erfüllt. „Trotz des Bischofs als Gründervater ist das Juliusspital  konfessionell ungebunden. Wir sind nur uns selbst verantwortlich – und dem Auftrag, Gutes zu tun“, sagt Horst Kolesch.

 

Hintergrund

Silvaner

Stammt er aus Transsylvanien oder aus Silvan, einer Stadt in Mittelasien? Die Weinwissenschaft hat lange gerätselt und durch genetische Untersuchungen nachgewiesen, dass der Silvaner  eine Kreuzung aus Traminer und der Sorte „Österreichisch Weiß“ ist. Damit gilt seine Abstammung aus der Alpenregion als sicher, und es erklärt, weshalb Silvaner mancherorts auch „Österreicher“ genannt wird. Die Rebe kam wohl im 17. Jahrhundert nach Franken, und es ahnte noch keiner, dass der offenbar von Zisterziensermönchen importierte  Spross aus Österreich zum Botschafter Frankens werden sollt. Dort ist er heute mit knapp 1200 Hektar Rebfläche die Nummer Eins. Der Sommerwein gilt als idealer Begleiter für Spargelgerichte.