Ich ringe nach Fassung

 

Es gibt Momente, in denen verschlägt es mir die Sprache. Jetzt ist ein solcher. Ich ringe nicht nur nach Worten, sondern auch nach Fassung. Nicht weil sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, sondern weil sie noch übertroffen wurden und ich mich frage, in welch einem Land ich lebe. Das Bürgertum emanzipiert, artikuliert sich in einem Stoßseufzer und übergibt sich in einer übelriechenden, braunen Soße. Das macht mich im höchsten Maße betroffen. Das Ausmaß des Erdbebens, das unsere Republik erschüttert, ist jetzt noch gar nicht zu überschauen. Die Große Koalition hat die Quittung dafür erhalten, die großen Themen und Probleme trotz großer Mehrheit nicht angepackt zu haben. Ob es der Regierung Merkel mit schmerzhaften Blessuren gelingen wird, die Aufgaben von der AfD „gejagt“ und mit einer desillusionierten SPD in der Opposition zu lösen und mit hauchdünner Mehrheit in einer Jamaika-Koalition mit der FDP und den Grünen mit dünner Mehrheit Stabilität zu gewährleisten, wird schwer. Aber einfach war Politik ja noch nie. So schwer aber auch noch nicht.