19. Oktober 2019

Spaßbremse

 

 

Alle reden vom Klimaschutz. Und dann soll es nicht möglich sein, auf den schnellen Schnellstraßen endlich den Bleifuß vom Gaspedal zu nehmen? Schon in dieser Frage zeigt sich, wie ernst Maßnahmen gegen den Klimawandel zu nehmen sind. Wir wollen uns doch noch nicht einmal bei der Höchstgeschwindigkeit zurücknehmen. Im Bundestag jedenfalls hat es keine Mehrheit für Tempo 130 gegeben. Grüne und Linke unter sich: Deutschland bleibt das freie Land ohne Maut und Geschwindigkeitsregulativ. Nichts spricht für lastwagengroße Limousinen, nichts für hemmungslose Raserei. Ich lasse mir auch nicht einreden, aus mir spreche der Neider, der den lichthupenden, impertinent drängelnden Tempofanatikern als Spaßbremse im Wege stehen wolle. Es war ein Entwicklungsfehler, dass sparsamere Motoren immer mehr Power tankten, anstatt immer weniger Sprit zu verbrauchen – und Schadstoffe in die Luft zu blasen. Die Autobahnen spiegeln zu Gesellschaft wieder: Die Überholspur gehört den Wichtigen und Eiligen, enthemmt Rücksichtslosen mit den pferdestarken Statuskarossen, den gerne großen Bolzern.  Auf der Rechten reiht sich der Schwerverkehr, der eigentlich auf die Schiene gehörte.  In der Mitte die Rettungsgasse. Reiner Trabold

 

 

 

Skandal-Wurst

 

Es geht mal wieder um die Wurst. Berichte über Todes- und Krankheitsfälle. Die Medien im Listerien-Fieber. Skandal. Scheibchenweise werden unhaltbare Zustände beim nordhessischen Wurstfabrikanten Wilke bekannt. Noch weiß bis heute keiner, wann das alles war. Wie das unfassbare Treiben von den Behörden behandelt wurde, ist der eigentliche Skandal. Wieder einmal wird deutlich, welche Zustände dort herrschen, wo unsere Lebensmittel unter einem enormen Kostendruck in Massen und industriell produziert werden. Nicht überall, aber ein Fall wie der jetzt öffentlich gewordene bringt die ganze Branche in Verruf. Was ist die Folge? Die Hygiene-Hysterie wird geschürt, kocht hoch, verdampft – und kühlt wieder ab. Die Pfuscher von Wilke verschwinden vom Markt, Mitarbeiter stehen auf der ein Straße, ein anderer übernimmt. Der empörte, verunsicherte Verbraucher zieht für einen überschaubaren Zeitraum Konsequenzen, umkurvt misstrauisch die Wursttheke, um irgendwann wieder zu ihr zurückzukehren. Billig muss es sein. Qualität steht zwar drauf, kann aber eigentlich nicht drinnen sein in der Wurst vom „Metzger Ihres Vertrauens“. Die Menschheit will offenbar betrogen werden – und sich darüber aufregen, wenn es rauskommt. Reiner Trabold