Odenwälder Pizza, Handkäs und ein Bembelchen beim "Lautenschläger" in Neutsch
Die Paar Bratwürste, das klingt recht bescheiden und minimalistisch. Beim „Lautenschläger“ in Neutsch kommen die Würste vom Metzger Günter Schneider aus Ober-Beerbach und sind eine Klasse für sich, pfeffrig gewürzt, kompakt, Bissen für Bissen ein Genuss. Ein Gaumenschmaus, der nicht nur den Hunger stillt.
Oder die berühmte Odenwälder Pizza. Da kommt die italienische nicht mit. Denn das Rührei mit Blutwurst, Schinkenspeck und Bratkartoffeln ist eine pfefferscharfe Portion für den Riesenhunger.
Der Handkäse (ohne Kümmel) ist erste Sahne, mit einem Häuflein Musik übergossen, so reif und speckig, wie man ihn sich nur wünschen kann. Dazu gibt es drei Scheiben Brot mit portionierter Butter. Das reicht üblicherweise, um satt zu werden. Aber der Käse macht Appetit. Dazu passt der hausgemachte Apfelwein aus dem „Bembelche“, raumtemperiert und süffig.
Die Bratkartoffeln sind den ordentlich frittierten Pommes weit überlegen. Sie sind kross in der Pfanne gebraten. Genauso haben Bratkartoffeln zu sein. Die Panade der Schnitzel ist rundum so knusprig ausgebacken. Das Fleisch ist fast schon zu zart. Sahnigen Kochkäse dazu gibt es extra. Der bunte Salat ist knackig frisch und mit Kräutern gewürzt, nicht, wie oft üblich, in Vinaigrette ersäuft.
Das Rumpsteak kommt englisch, wie bestellt, innen rot und saftig unter einem Hügel geschmorter Zwiebeln. Eine mächtige Portion, wie es sich im Odenwald gehört, wo die Wege weit sind und hungrig machen. Das gilt übrigens für alle Gerichte, die wir bestellt haben. Genug der Lobrede auf Odenwälder Bauernküche. Kommen wir zum Service.
Zum rustikal-anheimelnden Ambiente der Wirtschaft gehört Wirtin Annemarie Bernhardt, die gern mit ihren Gästen plaudert und auch souverän schweigen kann. Als ein Glas Limo umfällt, sich auf dem Tisch verteilt, wischt sie wortlos mit einem großen Lappen. Die meisten Gäste kennt sie offenbar gut, was bedeuten kann, dass viele verständlicherweise nicht nur einmal nach Neutsch zum „Lautenschläger“ finden. Es gibt nur vier Tische, die auch an Wochentagen meist alle besetzt sind, weshalb sich eine Vorbestellung empfiehlt.
Unterm Strich bezahlt man die solide Odenwälder Hausmannskost mit einem Betrag, mit dem in Restaurants gerade mal die Vorspeisen zu finanzieren sind. Will heißen: Die Preise sind im Gegensatz zu den Speisen keineswegs gesalzen.