Das Kloster im Rheingau

alle fotos: copyright regina trabold
alle fotos: copyright regina trabold

 

Der größte Betrieb in Deutschland geht auf Zisterzienser-Mönchen zurück

- Moderner Keller unter dem Steinberg

 

Von Reiner Trabold

 

 

Wer im Rheingau zum Kloster Eberbach hinauffährt oder wandert, wird doppelt überrascht. Denn er kommt zunächst zur altehrwürdigen Klosteranlage der Zisterzienser, von der fast jeder weiß, dass in ihren  Mauern unter anderen der Film „Der Name der Rose“ gedreht wurde, und er kann im Steinberg den größten und modernsten Weinkeller Europas besichtigen.

 

 

Es ist ein Weingut der Superlative, auf dem 900 Jahre alten Fundament des Zisterzienser-Klosters Eberbach. Insgesamt 240 Hektar Rebfläche machen das Hessische Staatsweingut zum größten Weinbaubetrieb in Deutschland. Und der 5000 Quadratmeter große Weinkeller unter dem Steinberg ist der modernste in Europa.

 

Die Gründung des Klosters im Jahr 1136 wird dem heiligen Bernhard von Clairvaux aus dem Burgund zugeschrieben.  Es waren die Mönche, die den Weinbau über Jahrhunderte  kultivierten und das Kloster zu einem florierenden Unternehmen machten. Bis heute zeugen zwölf historische Weinpressen und das uralte Fasslager von den enormen Erträgen der klösterlichen Anbaugebiete.

 

Das Kloster hat Weingeschichte geschrieben, und seine Wein-Schatzkammer reicht zurück bis ins frühe 18.  Jahrhundert. Die hier lagernden Tropfen zählen zu den wertvollsten der Welt. Von Eberbach aus werden die Weine von heute vermarktet. Vom Ruf des ehemaligen Zisterzienser Klosters hänge die Markenbekanntheit ab, bestätigt der Geschäftsführer des Staatsweinguts, Dieter Greiner. Es wurde unter seiner Leitung vom hochdefizitären Staatsbetrieb zur „gesunden GmbH“, an der das Land Hessen zu 100 Prozent beteiligt ist.

 

„Die Zisterzienser bauten immer ins Tal“, erklärt Greiner. Deshalb gebe es im Kloster keine Keller, aber starke Mauern, die für recht gleichmäßige Temperaturen sorgen. Dicke Betonmauern hat auch die gewaltige Anlage unter dem Steinberg, nicht weit vom Kloster entfernt. 30 Hektar Premiumlage, die eine mehr als  zwei Meter hohe, viele Kilometer lange, mit Schieferschindeln gedeckte Einfriedung umgibt. Der Weinkeller  wurde zwischen 2006 und 2008 in den Berg betoniert. Durch Schächte fällt Tageslicht ins Innere. Die Temperatur ist zehn Meter unter der Erde konstant. Rund 16 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Hier werden (je nach Ertrag) die Weine, auch die von der Bergstraße, in Stahltanks oder Holzfässern ausgebaut. Jahr für Jahr werden hier bis zu zwei Millionen Flaschen abgefüllt, gelagert, in der Vinothek des Klosters, im In- und Ausland verkauft. 80 Prozent des Weins ist Riesling, 15 Prozent Spätburgunder, der in der Domäne Assmannshausen ausgebaut wird. Dort wachsen auf 45 Hektar Steillage Rotweine.

 

Dieter Greiner sagte, die GmbH habe jahrelang die Schulden abgezahlt, die sich in vielen Jahren angehäuft haben, schreibe lämgst schwarze Zahlen. Das Unternehmen sei zum Erfolg gezwungen, und der werde auch durch das synergetische Zusammenwirken der Betriebe im Kloster, in Assmannshausen und Heppenheim/Bensheim erreicht. Ziel sei eine „effiziente, verlustfreie Traubenverarbeitung“. Dazu werden die weißen Trauben seit 2017 zum größten Teil in Heppenheim bei der Winzergenossenschaft gekeltert und vinifiziert, der fertige Wein dann in den Keller im Rheingau transportiert, wo ihm das Etikett „Domäne Bergstraße“ verliehen wird, mit dem er in den Handel und auch zurück an die Bergstraße kommt.

 

„Unser Markterfolg  kommt nicht von dem, was wenige Weintester denken und schmecken, sondern von der Qualität, die sich unsere Kunden wünschen“, gibt sich Greiner selbstbewusst: „Wir gehen unseren ganz  eigenen Weg, weil wir in kein Schema passen“. Mit kritischen Stimmen müsse man leben und umgehen können. Die Weine siedelt er in der „gehoben Spitze, aber nicht abgehoben“ an. „Wir sind nicht schickimicki, denn es würde nicht zu uns passen“, sagt er. Zwar spiele das Staatsweingut, seit 500 Jahren größter Weinbetrieb Deutschlands und Gründungsmitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP), auch in der Spitze mit, wolle aber „nix Aufgesetztes“. Zur Philosophie passt die nüchterne Flaschenausstattung. In Eltville fiel die Entscheidung, ausnahmslos alle je nach Erntemenge bis zu zwei Millionen Flaschen im Jahr mit einem Schraubverschluss zu versehen. Und so sind auch die edelsten Eisweine mit einem einfachen Dreh zu öffnen. Greiner: „Bei jeder Flasche, die ich aufmache, habe ich ein gutes Gefühl.“

 

Das ist auch beim Jahrgang 2018 so. Denn der im Herbst gelesene Wein sei „ausgezeichnet“, bestätigt Dieter Greiner. Der Weiße und Graue Burgunder von der Bergstraße wird seit zwei Jahren  im Keller der Bergsträßer Winzer vinifiziert. 

 

 

 

alle fotos: copyright regina trabold