29. März 2019

Teufelszeug

 

 

 

Glyphosat ist fraglos Teufelszeug. Deshalb ist es beispielsweise nur folgerichtig, dass die Kreissynode Witzenhausen bei der Landessynode beantragt, den Einsatz glyphosat-haltiger Herbizide auf Kirchenland zu verbieten (gelesen in der Ev. Kirchenzeitung Nr.13 vom 31.März, Seite 11). Es gehört überhaupt verboten. Es gehört überhaupt nicht hergestellt. Bis Glyphosat-Produzent Monsanto im vergangenen Jahr vom deutschen Bayer-Konzern für 63 Milliarden Dollar gekauft wurde, saß die Firma im US-Bundesstaat Missouri. Bayer wollte seinen guten Ruf auf den US-Konzern übertragen. Genau das Gegenteil ist geschehen. Ich reibe mir die Augen. Jetzt auf einmal entscheiden amerikanische Gerichte, dass das deutsche Unternehmen für die Krebserkrankung tausender amerikanischer Bauern und Gärtner wie Ed Hardemann verantwortlich sein soll, weil sie im Laufe ihres Lebens mit glyphosat-haltigen Herbiziden hantierten. Die Bayer-Aktie ist in den Keller gefallen, und es fehlt nicht viel, dann wird der stolze Bayer-Konzern von einer amerikanischen Heuschrecke vernascht. Es war eine Riesendummheit, mit Monsanto auch die Verantwortung für das zu übernehmen, was vom amerikanischen Konzern verursacht wurde. Dabei ist noch nicht einmal erwiesen, dass Glyphosat Krebs erregt. US-Richter gehen (wie viele Deutsche auch) einfach davon aus. Ich erkenne hier eine Strategie, der Wirtschaft via Justiz nachhaltig Schaden zuzufügen. Bei mehr als 10000 bei Gericht eingegangenen Klagen rollt nach dem Musterurteil zugunsten Ed Hardemanns jetzt eine Lawine an Zahlungsforderungen auf Bayer zu. Und auch der Ruf des deutschen Chemie-Riesen ist ruiniert. Reiner Trabold

 

 

28. März 2019

Die Hymne auf den Brexit:

 

You say "Yes", I say "No".
You say "Stop" and I say "Go, go, go"…

 

You say „Goodbye“ and I say "Hello, hello, hello".
I don't know why you say "Goodbye", I say "Hello, hello, hello".

 

Sangen die „Beatles“ schon vor 50 Jahren auf einen vergeblichen Brexit-Versuch:

 

 

No way out

 

Acht Lösungsvorschläge, keine Mehrheit. Wer den Ausgang nicht findet, muss drinnen bleiben. So einfach ist das. Nach der Regierung hat es auch das britische Parlament nicht hinbekommen. Hart oder weich oder gar nicht. Die Aussicht macht wenig Hoffnung, dass die sture, tapfere, aber gescheiterte Premierministerin Theresa May zurücktritt - falls ihr Deal für einen geordneten Ausstieg doch noch eine Mehrheit bekommen sollte. My goodness. Und Brexit-Hardliner Boris Johnson ihr Nachfolger würde. Nur das nicht. Der Exit vom Brexit rückt näher. Ein weiteres Referendum? Wer sagt, dass das vergeblichen Ausstiegsversuch geläuterte Inselvolk für einen Verbleib in der EU stimmen würde? Lustig ist das alles schon lange nicht mehr.  Europa und die Welt schauen inzwischen angewidert weg, weil sie das Chaos nicht mehr mit anschauen wollen.  Ich rufe Britannia zu: Komm‘ endlich zu dir. von reiner trabold

 

 

Schon vor 50 Jahren sangen die „Beatles“ in weiser Voraussicht auf einen Brexit:

 

You say "Yes", I say "No".
You say "Stop" and I say "Go, go, go".
Oh no.
You say "Goodbye" and I say "Hello, hello, hello".
I don't know why you say "Goodbye", I say "Hello, hello, hello".
I don't know why you say goodbye, I say hello.

 

I say "High", you say "Low".
You say "Why?" And I say "I don't know".
Oh no.
You say "Goodbye" and I say "Hello, hello, hello".
I don't know why you say "Goodbye", I say "Hello, hello, hello".
(Hello, goodbye, hello, goodbye. Hello, goodbye.)
I don't know why you say "Goodbye", I say "Hello".

 

Why, why, why, why, why, why, do you
Say "Goodbye, goodbye, bye, bye".
Oh no.
You say "Goodbye" and I say "Hello, hello, hello".
I don't know why you say "Goodbye", I say "Hello, hello, hello".

 

 

www.songtexte.com/songtext/the-beatles/hello-goodbye

 

https://youtu.be/rblYSKz_VnI

 

 

 

 

24. März 2019

Espresso

 

Jetzt bin ich aber etwas verwundert. Denn ich lese im Magazin in meiner Zeitung, der Espresso erfülle sämtliche Bedürfnisse, „die Deutsche gerade so haben“.  Richtig liegt der Autor wenn er schreibt, es sei noch gar nicht so lange her, da habe ein Espresso in Deutschland noch als exotisch gegolten und bis vor kurzem hätten die meisten Segafredo für einen Stürmer bei Juventus Turin gehalten. Unnötig der Seitenhieb auf die SPD. Der Espresso habe sich in gleichem Maß an dem Ort festgesetzt, wie sich die Sozialdemokraten aus ihm zurückzogen. Es ist billig, sich über Sieche lustig zu machen. Ich mache mich über die SPD-rote Tasse Kaffee lustig, die als „Espresso“ abgebildet ist. Wo doch über Siebträger, Wasserdruck, Temperatur, Röstung sowie über den Mahlgrad der Bohnen Auskunft gegeben und von der „richtigen Konsistenz der Crema“ geschrieben wird. Von einer „goldbraunen Schaumschicht“ auf dem heißen Schluck Kaffee nämlich keine Spur. Dass Espresso als macchiato (mit Milch befleckt), ristretto, lungo, americano gibt, weiß inzwischen auch in Germania fast jeder. Ich mag ihn gern doppio, wobei viele deutsche Baristi noch lernen müssen, dass für den Doppelten nicht nur die doppelte Menge Wasser durchs Kaffeemehl gedrückt werden muss. Bewundert habe ich immer wieder, wie lange sich Italiener an einem heißen Tässchen festhalten und wärmen können, vor allem wenn der Espresso darin „korrigiert“ (corretto) ist, um „sämtliche Bedürfnisse“ zu erfüllen. In Wahrheit unterscheiden sich tedeschi und italiani darin, dass die Deutschen Espresso zum Kult erheben, die Italiener aber die Kultur beanspruchen können. Im Alltag nehmen Italiener ihren „Caffè“ nämlich senza crema und unspektakulär aus dem kleinen Kännchen ihrer Bialetti, einem geradezu primitiven Apparat, der auf der Gasflamme des Herde Wasser kochend durch das Kaffeemehl drückt. Und noch immer ist es so, dass ich die erste Tankstelle hinter der Grenze ansteuere, und nach einem „Caffè doppio“ lechze, wie er mir hierzulande gar zu selten geboten wird. von reiner trabold

 

 

15. März 2019

 

Friday for Future

 

„teach-in“. Die älteren Semester werden sich erinnern. Das war Schule oder Studium auf der Straße, in Hörsälen,  auf dem Campus der Uni. Die aufrührerischen 68er fanden sich zum Lernen zu polarisierenden Themen. Viele kamen über solche teach-ins mit Politik erst in Berührung. Bei den Schülerstreiks an Freitagen, vom schwedischen Mädchen Greta Thunberg initiiert, gehen inzwischen Zehntausende weltweit auf die Straße statt in die Schule, verschaffen sich Gehör, erregen Ärger. Von der Obrigkeit werden sie wie billige Schulschwänzer behandelt, und es wird ihnen mit Sanktionen gedroht. Ich frage mich, warum Lehrer die große Chance nicht nutzen, den jungen Leuten beizuspringen. Denn besseren Unterricht in Sachen angewandter Politik kann es nicht geben.  Protest und Ungeduld scheinen verständlich und berechtigt, dann nicht weniger als die Zukunft steht auf dem Spiel. Und diejenigen, die die Katastrophe für die Menschheit aufhalten sollen, ergehen sich wie beim letzten Klimagipfel in Kattowitz ohnmächtig im Absondern von   Beruhigungspillen. Ähnliche Funktion hat auch ein Klimakabinett, wie es jetzt beschlossen wurde. Laber-Runden helfen nicht weiter. Aktionismus freilich auch nicht. Nicht wenige meinen, die Jugend solle lieber lernen fürs Leben als unerlaubt dem Unterricht fernzubleiben. Sie hätten ja von der Komplexität des Themas keinen Schimmer. Das mag sein.  Aber es wird höchste Zeit, dass in den auf optimierten Durchsatz ausgerichtete Schulkörper und die ebenso glattgebügelten Studiengänge Leben kommt, sich auch mal berechtigter Widerstand regt. Wenn es Demos gibt, die ihre Berechtigung haben, dann „Friday for future“. „Gebt den Kindern das Kommando“, singt Herbert Grönemeyer zwar in anderem Zusammenhang, aber völlig richtig. Ich frage mich, wann die Eltern sich dem Protest der Jugend Leuten endlich anschließen. von reiner trabold

 

 

 

 

14. März 2019

 

Raus aus der UEFA

 

 

Das war knapp. Nur vier Stimmen fehlten im britischen Unterhaus zum harten Brexit mit sehr vielen Unwägbarkeiten für die Wirtschaft. Nicht nur für die auf der Insel. Das Schauspiel, das uns die älteste parlamentarische Demokratie liefert, zeigt überdeutlich, wie schwierig ein Ausstieg aus der Gemeinschaft ist. Jeder, der schon mal mit einem Scheidungsrichter zu tun hat, kennt  diesen schmerzlichen Trennungsprozess. Kein Grund also, sich zu belustigen. Allenfalls wundern darf man sich. Die Briten, vornehmlich die Engländer, waren im Grunde nie richtige Europäer, immer auf Distanz. Sahen sich gern übervorteilt. Allein die erste und einzige Festlandverbindung, der Kanaltunnel, bereitete vielen auf der Insel Bauchschmerzen. Die Champions League zeigt nun die englische Übermacht, sagen wir ruhig Überlegenheit, gegenüber dem Kontinent. Liverpool demütigt die Bayern. Wo gibt es denn sowas? Warum hat man das Thema Brexit nicht auch an den Verbleibt in der UEFA, dem Europäischen Fußballverband, geknüpft. Wer nicht zu Europa gehören will, spielt hier auch nicht mehr. Wer nicht mehr zur EU gehört, verwirkt das Recht, sich auf dem europäischen Markt die besten Kicker einzukaufen und muss künftig mit Commonwealth-Meisterschaften vorliebnehmen. Diese Aussicht hätte selbst manchem Hardliner auf der Insel die besten Argumente genommen. Zollunion hin, Backstopp her: Das hätte den Verhandlungen um einen Austritt eine ganz andere Dynamik gegeben. von reiner trabold

 

 

 

Rechts ab

 

Darmstadt geht bei der Verkehrspolitik mit Macht voran. Anders lässt sich der grüne Rechts-Ab-Pfeil für Radfahrer nicht deuten. Das ist fürwahr richtungsweisend. Wer sonst für Radfahrer nicht viel übrig hat, muss schon bescheidenste Fortschritte wie einen Durchbruch zum besseren feiern. Gleichwohl scheint es mir, dass die grün-schwarze Stadtregierung auch nach fast zehnjähriger Herrschaft in Sachen Radverkehr ebenso wenig vorangekommen ist wie beim viel gepriesenen öffentlichen Nahverkehr. Jetzt gibt es zwar eine Straßenbahn in den Osten. Die Lichtwiesenbahn, für die nun erstmal eine ganze Allee flachgelegt wurde, ist ohne Anschluss an die Odenwaldbahn nur Stückwerk. Und eine Bahn, die den Pendlern aus dem Ostkreis als Ersatz für die beerdigte Nordostumgehung versprochen worden war, ist angeblich nicht finanzierbar, jedenfalls am Geld bisher gescheitert. So wundert es nicht, dass die Stadt auch weiterhin vom Verkehr stranguliert wird. Es tut sich nichts. Man wartet ab und hofft auf Besserung. Verkehrspolitik kann das keiner nennen. Aber immerhin rechts ab geht es an manchen Kreuzungen künftig für Radfahrer einfacher. von reiner trabold